»Wir leben«

Bünde(BZ). Die HSG Spradow hat das Siegen doch nicht verlernt. Dem bisherigen Schlusslicht der Verbandsliga gelingt durch den 28:26 (13:16)-Erfolg gegen den Tabellenzweiten LIT Handball II nicht nur die Sensation des neunten Spieltages. Es ist auch der erste Saisonsieg und der Sprung auf den vorletzten Rang.

Spannung bis zum Schluss bieten die Spradower den Zuschauern in der Siegfried-Moning-Halle. 71 Sekunden vor dem Abpfiff führen die Gastgeber mit 27:26. Dann kommt Routinier Daniel Overlack an den Ball. Der Rückkehrer aus der zweiten Mannschaft, der zuvor noch für die Reserve im Einsatz war, übernimmt die Verantwortung, zimmert die Kugel ins gegnerische Tor und dreht jubelnd ab. Jetzt ist klar: Die Gastgeber dürfen feiern. Noch größer als die Freude über den Sieg gegen den Tabellenzweiten ist anschließend die Erleichterung, den ersten doppelten Punktgewinn nach sieben Niederlagen, einem Unentschieden und dem Rausschmiss von Thomas Beschorner als Trainer perfekt gemacht zu haben.

»Wir leben«, bringt es Interimstrainer Julian Brandt freudestrahlend auf den Punkt. »Wir haben uns endlich einmal für unseren Aufwand belohnt. Das ist ein Signal, dass wir nicht so schlecht sind, wie es der Tabellenplatz bisher ausgesagt hat«, erklärt er. Das zeigt seine Mannschaft, die neben Torjäger Till Orgel kurzfristig auch noch auf den beruflich verhinderten Dimitri Rausch verzichten muss, eindrucksvoll. In der Startsieben stehen Overlack und der reaktivierte Mirco Potthoff. In der ersten Halbzeit zeichnet sich aber ab, dass die Negativserie der Spradower weitergeht. In der 20. Minute liegen sie schon mit 6:10 zurück. Zur Pause steht ein 13:16-Rückstand an der Anzeigetafel.

»Dann haben wir aber einen riesigen Charakter gezeigt. Wir liegen zurück und drehen das Ding dann einfach mal so«, freut sich Brandt über den Start in den zweiten Durchgang. Jetzt zeigen die Hausherren, dass sie das Spiel noch lange nicht verloren geben. Mit Willen und großem Einsatz gleichen sie zum 16:16 aus.

Ein Zeichen setzt dabei Torwart Daniel Habbe und sorgt für einen weiteren Schub. Nach dem 14:16 von Daniel Langer und einem Ballgewinn schaltet er blitzschnell, sieht, dass Gästekeeper Kevin Körtner noch an der eigenen Ersatzbank steht und trifft aus dem eigenen Kreis zum 15:16. Chancenlos ist Körtner auch beim Siebenmeter von Daniel Danowsky, den er knallhart unter die Latte hämmert – 16:16.

Die erste Führung seit dem 2:1 gelingt Spradows Frederik Iffland in der 36. Minute mit dem 18:17. Damit merken die Gastgeber endgültig, dass der Sieg möglich ist. Mit zwei weiteren Toren in Folge setzen sie sich sogar auf 20:17 ab. Auch nach der dritten Zeitstrafe gegen Malte Langer, der fortan von der Tribüne aus zuschauen muss, und dem 20:21 bricht die HSG nicht auseinander. Angeführt von Danowsky, Julian Peitzmeier und dem nun überragenden Habbe zwischen den Pfosten kommen sie zum 23:21.

Erneut gerät das Team mit 23:25 ins Hintertreffen. Doch die Moral stimmt. Peitzmeier, Philip Rausch und Overlack sorgen für eine 26:25-Führung – noch sind dreieinhalb Minuten zu spielen. In Reichweite sind die zwei Punkte nach dem 27:25 von Peitzmeier. Die Gäste lassen noch einmal einen Treffer zum 27:26 folgen, geraten aber nach einer Zeitstrafe gegen Matthias Schmitz in Unterzahl. Diese nutzt Overlack zum entscheidenden 28 Treffer, ehe Habbe nochmals hält.

»Wir haben gewonnen und diese schlechte Serie endlich beendet«, ist Julian Peitzmeier erschöpft, aber erleichtert. »Es fällt jetzt gerade viel Druck von einem ab. Und wenn man dann als Torwart noch selbst einen Treffer erzielt, ist das ein schöner Bonus«, ergänzt Daniel Habbe nach dem Sieg gegen seinen ehemaligen Verein. »Das war eine super Teamleistung. In der ersten Halbzeit haben wir die Dinger vorne nicht gemacht und hinten zu viel zugelassen. Das war in der zweiten Halbzeit aber nicht mehr so«, analysiert der Schlussmann.

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