Tabelle wird zum Tabuthema

»Wenn man so eine Leistung abliefert, muss man samstagabends auch nicht mehr ins SIS gucken und darauf warten, bis die anderen Ergebnisse eintrudeln. Die Tabelle können wir getrost vergessen«, ist bei Mischok auch am Tag nach der Schlappe die Enttäuschung noch enorm. Dabei hätte ein Blick ins Internetportal doch so schön sein können: Spitzenreiter Oberlübbe spielt nur 20:20 bei LIT NSM III und der Zweite HSG Detmold/Hiddesen kommt gegen den Vorletzten Lemgo III nicht über ein 32:32 hinaus. Aber von alledem will Mischok nichts mehr wissen. Seine Mannschaft lässt seit Wochen jegliche Verbandsligareife vermissen. In dieser Form kommt die HSG für den Aufstieg nicht in Frage.
Dabei sieht es dieses Mal zumindest zu Beginn des Spiels danach aus, als würde Spradow die Kurve bekommen. Anders als in den Wochen zuvor findet Spradow gut ins Spiel. »In den ersten Minuten stand die Abwehr exzellent«, findet Mischok. Die Folge: eine 9:4-Führung. Mischok hätte zumindest beim Betrachten des Ergebnisses Grund zur Zufriedenheit. Aber er schimpft: »Da müssen wir schon 15:4 führen.« Die Wahrheit steht auf der Anzeigetafel. Das 9:4 schmilzt innerhalb weniger Minuten wie ein Schokoladeneis in einer finnischen Sauna. Zur Pause führt die HSG nur noch 10:8, beim 10:10 ist vom Polster gar nichts mehr übrig. Die Spradower verlieren nun zunehmend ihre Linie, geraten im Angriff immer mehr ins Stocken, verteidigen aber bis zur 45. Minute immerhin knappe Führungen. Mit dem 17:16 durch Fynn Kastner leiten die Löhner endgültig die Wende ein. Beim 21:18 (54.) ist der Glaube an die eigenen Qualitäten endgültig wieder da. Bei Spradow nicht. Mischok versucht sich als Psychologe: »Der Frust spielt in solchen Situationen eine entscheidende Rolle. Wir sind mental nicht mehr so stark, so ein Spiel noch zu drehen.«
Man sieht es dem Spiel an. Spradow versucht vergeblich, die Brechstange einzusetzen und wenn dann doch noch der eine oder andere Ball den Weg zum Tor findet, ist in den meisten Fällen bei Keeper Michel Michalik Endstation. Die Abwehr (Mischok: »16 Tore in der zweiten Halbzeit sind zu viel«) steht zwar nicht mehr ganz so gut wie in Durchgang eins, die Problemzone ist aber der Angriff. »Nur ein Daniel Overlack in Normalform reicht auch gegen den Vorletzten nicht«, gewinnt der Trainer bittere Erkenntnisse. Den Drei-Tore-Rückstand holen die Gäste nicht mehr auf.
Der Kader der HSG ist ausgedünnt. »Wir hatten wieder nur zwei Auswechselspieler. Und wenn dann noch zwei Komplettausfälle dazu kommen…«, sinniert Mischok. Sein Gegenüber Matthias Wieling ist dagegen voll zufrieden: »Nach der Anfangsphase haben wir fast alles richtig gemacht. Die Spieler sind trotz der Rückstände nicht ungeduldig geworden und haben diszipliniert weitergespielt. Es war wichtig, dass wir über 60 Minuten stabil aufgetreten sind.«

HSG Spradow: Nolte, Oelgeschläger – Iffland (4), Koebke (2), Taubenheim (1), Overlack (8/2), Volsdorf (6), M. Langer, D. Langer, Heise.

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