Sturhan kämpft bis auf die Hose
Noch elf Sekunden stehen auf der Uhr. Da gelingt den Gästen der nicht mehr für möglich gehaltene Ausgleichstreffer. Punkt futsch. Die Stimmung auf der Tribüne ist getrübt. Ein Ausrutscher vor dem Derby? Die Zuschauer glauben nicht mehr an einen Sieg. Malte Mischok schon. Seine Spieler rennen nach dem Gegentreffer zur Mitte, da legt der Trainer die grüne Karte. Auszeit. Acht Sekunden stehen auf der Uhr. Und Spradow hat nach zwei Zeitstrafen nur noch vier Feldspieler zur Verfügung. Großenmarpe hat auch nur noch fünf Akteure auf dem Parkett. Torben Sturhan, Malte Langer, Dimitri Rausch und Jan Frederik Koebke wollen das Unmögliche schaffen – noch ein Tor. Das Spiel geht weiter, noch sieben, sechs, fünf. Der Ball kommt irgendwie zu Sturhan. Vier, drei, zwei.
Der Routinier nimmt sich ein Herz, zieht ab. Und trifft in den Knick. Jubel, Abpfiff! Doch noch gewonnen. »Das war überragend«, freut sich Malte Mischok. »Was Torben gezeigt hat, war wirklich sensationell. Das Tor war das i-Tüpfelchen auf seine Leistung.« Bis aufs letzte Hemd hat Sturhan gekämpft. Besser gesagt bis auf die Unterhose. »Beim finalen Wurf hatte er gar keine Hose mehr an. So sehr hat der Gegner an ihm gezogen«, sagt Mischok. Egal. Das Derby kann kommen.
Gedanklich scheint der eine oder andere Spieler am Samstag nicht ganz bei der Sache zu sein. Großenmarpe vor der Brust, Rödinghausen im Hinterkopf? In einem eher schlechten Landesligaspiel sind die Gastgeber das bessere Team. Bis zur Pause gelingen gegen die Großenmarper 6:0-Deckung 14 Treffer. Das ist in Ordnung. Immer wieder ist es Torben Sturhan, der für die HSG trifft. Nur die Abwehr steht nicht. Die Gäste erzielen viele Tore von den Außenpositionen. Normalerweise sind Bälle von dort eine Spezialität von Torwart Björn Rollwitz. Doch der wird von seinen Vorderleuten im Stich gelassen. »Die Treffer von Außen waren mehr Tore von der Halbposition«, bemängelt Mischok. So steht es zur Pause nur 14:11. »Wir hätten mit fünf Toren führen müssen«, ärgert sich Mischok über den aus seiner Sicht zu knappen Halbzeitstand. Ein 14:11 erscheint trotzdem nicht besorgniserregend. Spradow ist besser. Da beißt die Maus keinen Faden ab.
Dennoch gibt es nach der Pause einige Unwägbarkeiten. Die Schiedsrichter machen sich auf beiden Seiten keine Freude, pfeifen teilweise konfus. Großenmarpe bringt sich durch eigene Undiszipliniertheiten aus dem Konzept. Bei Spradow fliegen die Spieler auch fast reihenweise. Die Führung hält zunächst. Großenmarpe zeigt eine schlechte Spielanlage. Shooter Sven Toepelt ist bei »Schwiddi« Koebke oder Daniel Langer gut aufgehoben. Die Bewachung funktioniert. Großenmarpe spielt schnarchnasig, langsam und behäbig. So verschleppt man das Tempo. Rollwitz gewinnt das Duell der ehemaligen Oberliga-Keeper gegen »Moppel« Lehmeier deutlich. Gute Vorraussetzungen für die HSG.
Doch der Gastgeber lässt sich von der Einschläferungs-Taktik des TVG anstecken. Bis auf Sturhan sorgt kaum noch jemand für Torgefahr. Der Faden geht verloren, ab der 50. Minute schmilzt der Vorsprung und plötzlich steht es 25:25. Zehn Sekunden vor Schluss.
HSG Spradow: Rollwitz, Beschorner (n.e.) – Sturhan (10/3), Brandt (2), Taubenheim, Iffland (1), Heise (1), Rausch (3), D. Langer, M. Langer, Overlack, Volsdorf (5), Koebke (4/3), Schulz (n.e.).