Spradow demontiert Detmold

Bünde (BZ). So spannend wie ein Krimi, in dem der Mörder schon vorher feststeht: Handball-Landesligist HSG Spradow hat die HSG Detmold/Hiddesen mit 39:26 (18:9) aus der Halle geworfen. Die bemitleidenswerten Gäste hatten schon vor ihrer Demontage nicht den Hauch einer Chance – noch nicht einmal auf ein mickriges Pünktchen.

Ein beliebtes Spiel mit Malte Mischok: Haare in der Suppe suchen. »Ich finde immer eins«, scherzte der HSG-Trainer nach dem Kantersieg gegen saft- und kraftlose Detmolder bei seiner sachlichen Analyse. Kritikpunkt Nummer eins: »Zur Pause hätte es nicht 18:9 sondern 24:7 stehen müssen.« Anmerkung Nummer zwei: »Die letzten zehn Minuten waren wir zu geil. Die Jungs wollten nur noch Tore werfen. Aber das passiert selbst Mannschaften in höheren Ligen.« Und zum Dritten: »Die 40 hätte am Ende stehen müssen. Dafür haben wir die Abwehr in den letzten zehn Minuten vernachlässigt. Da muss 22 statt 26 auf der Tafel stehen«, war die Zahl der Gegentore für Mischoks Geschmack ein bisschen zu hoch. »Aber es wäre vermessen, jetzt zu meckern«, sagte Mischok – und widmete sich der schönen Seite des Abends. Sein Team hatte die Tabellenführung schon vor den Spielen der Verfolger eindrucksvoll zementiert. »Den Rest kann ich mir dann am Abend ganz entspannt im Internet anschauen«, verzichtete Mischok auf einen Besuch eines anderen Spiels.

André Bailey wollte dagegen nur noch eins: schnell nach Hause. Der Detmolder Trainer hatte dem Unheil in der zweiten Halbzeit tatenlos zugesehen und sich dem Schicksal ergeben. Aufregen zwecklos. Keine Auszeit, nur eine Zeitstrafe: Detmold ließ Spradow widerstandslos über sich ergehen. Ihnen blieb nicht viel anderes übrig. Und selbst Bailey nahm’s halbwegs gelassen. »Ob wir nun mit vier oder 13 Toren verlieren, das ist ganz egal. Dieses Spiel war für uns nicht wichtig. Wir müssen jetzt Großenmarpe und Lahde schlagen.« Ein Grund für das Detmolder Debakel: Die Gäste hatten erhebliche Personalsorgen und nur zwei Feldspieler zum Wechseln dabei. »Wir können Spradow nur ärgern, wenn wir in Bestbesetzung sind. So waren wir chancenlos«, stellte Bailey fest und gratulierte Mischok artig zum Kantersieg: »Wir versuchen jetzt noch, gegen Brake zu gewinnen. Ab Mitte Februar ist Fabian Schipmann nach seinem mehrfachen Mittelfußbruch wieder dabei.« Malte Mischok drückt dem Kontrahenten nun die Daumen: »Von mir aus könnt Ihr jetzt alle Spiele gewinnen.« Die vier Punkte gegen Detmold hat Spradow im Sack.

Mit einer konzentrierten Leistung legte die HSG eine schnelle 3:1-Führung vor und setzte sich dann rasch auf 9:3 ab. Der Vorsprung rutschte zur Pause zwar nicht mehr unter sechs Tore, allerdings erlaubte sich Spradow vorne den einen oder anderen Fehlwurf – aus Mischoks Sicht ein paar zu viel. Nach dem Seitenwechsel verdarben die Gastgeber Detmold dann endgültig den Spaß am Spiel. Schon nach 38 Minuten stand es 25:12. Die höchste Führung war ein 35:20 nach 53 Minuten. Am Ende standen 13 Tore Vorsprung auf der Anzeigetafel. Der 40. Treffer wollte nicht mehr gelingen. Mit der Schlusssirene erzielte Malte Langer vom Siebenmeterpunkt den 39:26-Endstand. »Sie haben uns nicht gefährdet«, sagte das Spradower Handball-Urgestein Horst Mischok nach der Partie – mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.

Sein Sohn Malte zählte dann zur Abwechslung noch ein paar Dinge auf, die ihm richtig gut gefallen hatten. »Das Gegenstoßspiel war gut. Die Laufwege bei unserer ersten und zweiten Welle haben mir gefallen«, war der Coach vom schnellen Spiel seines Teams angetan. Auch für Daniel Habbe zwischen den Pfosten gab’s ein Lob: »Er hat sehr gut gehalten.« Insbesondere in der Schlussphase bekam der Torhüter Szenenapplaus von der Tribüne. Die Fans waren vollauf zufrieden mit der Leistung ihres Teams – und Malte Mischok insgeheim vermutlich auch auf ganzer Linie. Nur besser geht’s in Spradow trotzdem noch. Selbst dann, wenn der Sieger schon vorher feststeht – wie im langweiligen Krimi.

HSG Spradow:Habbe (1. – 60.), Rollwitz (n.e.) – Brockschmidt (1), Rausch (6), T. Koebke (4), Theise (10/3), Taubenheim (1), Heise (1), Overlack (4), M. Langer (3/1), D. Langer, Potthoff (3), Iffland (4), Orgel (2).

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