Spradow besteht im Hexenkessel

Halle(BZ). Die Zeichen stehen auf Klassenverbleib: Handball-Verbandsligist HSG Spradow hat das Kellerduell bei der TG Hörste 29:27 (13:13) gewonnen und kann am Samstag mit einem Sieg gegen Schlusslicht TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck II die Rettung perfekt machen. Spradow ist auf den ersten Nichtabstiegsplatz geklettert, während Hörste nun dem Abgrund entgegen blickt.

Daniel Habbe stoppte die Jubelgesänge seiner Teamkollegen. »Wir dürfen jetzt nicht vergessen, dass wir kommende Woche noch ein Spiel gewinnen müssen«, mahnte der Torwart zur Bodenhaftung. Die Mitspieler nahmen es zur Kenntnis – und setzten zu den nächsten Jubelsprüngen an. »Bier trinken ist heute erlaubt«, verkündete auch Trainer Markus Hochhaus. »Aber ich werde die Jungs schon wieder auf den Boden zurückholen.«

Die Ausgangslage für die HSG ist seit Samstagabend wieder deutlich komfortabler. »Das war das schönste Geburtstagsgeschenk – nach dem meiner Frau«, jubelte Hochhaus, der seinen 48. Geburtstag erst nach dem Spiel richtig genießen konnte. Die Erklärung für den Sieg gegen Hörste schob der Ex-Nationalspieler gleich hinterher: »Hörste hat kämpferisch gut dagegengehalten, aber wir waren in kompletter Besetzung die spielerisch bessere Mannschaft.« In der Tat waren die Spradower individuell besser besetzt. Insbesondere Kreisläufer-Schwergewicht Frederik Iffland war für Hörste nicht zu stoppen.

Die HSG hatte sich akribisch auf das Kellerduell vorbereitet. »Wir haben dreimal trainiert und uns drei Videos von Hörste angeschaut«, verriet Rückraumspieler Till Orgel, der wegen einer starken Rippenprellung aus der Vorwoche gehandicapt ins Spiel ging und erst spät Normalform erreichte. »Unser Vorteil war, dass wir komplett waren und auch durchwechseln konnten«, freute sich Hochhaus über mehr Alternativen.

In der Anfangsphase drückten aber die Hausherren im Hörster Hexenkessel der Partie ihren Stempel auf. Angefeuert von den Fans setzten sich die Gäste nach 2:0, 3:4 und 5:5 auf 8:5 ab. Immer wieder kam Hörste gut in die Gegenstöße. Genau davor hatte Hochhaus vor der Partie noch gewarnt, weil »Hörste unglaublich schnell ausschwärmt«. Dann stabilisierte sich Spradow aber im Angriff, Mirco Potthoff erzielte zwei wichtige Tore von Rechtsaußen und Hörste ließ einige Chancen ungenutzt. So wurde aus einem 11:13-Rückstand aus HSG-Sicht zur Pause noch ein 13:13. Sehr zum Ärger der Hörster Fans. Daniel Danowsky verwandelte nach Ablauf der 30 Minuten einen Siebenmeter zum Ausgleich, noch bevor die Schiedsrichter überhaupt angepfiffen hatten. Der Treffer zählte dennoch.

Auch nach dem Seitenwechsel hatte Spradow Oberwasser, baute seinen Lauf auf 7:1 aus und ging mit 18:14 in Führung. Zwar mahnte Hochhaus selbst nach dem 20:16 noch, dass »das Spiel noch lange nicht vorbei ist«. Doch bis zum 26:21 deutete nichts auf eine spannende Schlussphase. Weil Spradow im Angriff nun komplett seine Linie verlor, sich dumme Zeitstrafen einhandelte und überhastet abschloss, kam Hörste mit vier Toren in Folge wieder heran. Erst dann erzielte Danowsky den 27. Treffer, den Hörste noch einmal beantwortete. 27 Sekunden vor dem Ende machte Iffland mit dem 28:26 aber alles klar.

»In der zweiten Hälfte ist uns klar geworden, um was es geht und wir haben noch einmal eine Schippe drauf gelegt«, analysierte Till Orgel. »Wir sind als starkes Team aufgetreten, das meine Verletzung gut kompensiert hat.« Markus Hochhaus ärgerte sich lediglich darüber, »in den letzten zehn Minuten den Sack nicht zugemacht zu haben.« Am letzten Spieltag hat Spradow jetzt Matchball gegen Jöllenbeck – die HSG muss ihn nur noch verwandeln.

TG Hörste – HSG Spradow 27:29 (13:13)

TG Hörste: Krause (1. – 45.), Feist (ab 45.) – Weide (1), Klack (n.e.), Schuster (1), Schäper (6), Weigel (1), Tarner (8/2), Kaiser (2), Wagemann (n.e.), Wörmann, Kröger (5), Steinlechner (3), Sunderbrink.

HSG Spradow: Habbe, Giese (bei einem Siebenmeter) – Danowsky (6/4), D. Rausch (1), Potthoff (2), Volsdorf, Hohnsträter, P. Rausch, M. Langer, D. Langer, Peitzmeier (4), Borcherding (3), Iffland (9), Orgel (4).

Zuschauer: 500.

Zeitstrafen: Hörste 6 (3x Weide, Weigel, Kröger, Steinlechner) – 3 (M. Langer, Orgel, Peitzmeier).

Siebenmeter: 3/2 (Tarner wirft gegen Giese über das Tor) – 5/4 (Danowsky scheitert an Feist).

Schiedsrichter: Kassing/Wulf (Münster).

Torfolge: 2:0, 2:2, 3:2, 3:4, 5:4, 5:5, 8:5, 8:7, 9:7, 9:8, 9:9, 10:9, 10:10, 12:10, 12:11, 13:11, 13:13 – 13:15, 14:15, 14:18, 16:18, 16:19, 16:21, 17:21, 18:21, 18:22, 19:22, 19:25, 20:25, 21:25, 21:26, 25:26, 25:27, 26:27, 26:28, 27:28, 27:29.

So geht’s weiter: Spradow empfängt am Samstag (18 Uhr) den TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck II.

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