Spitzen-Start und Siebenmeter-Pech

»So müssen Derbys sein«, brachte es Guido Mailänder auf den Punkt. »Eine volle Halle und wir gewinnen«, sagte das Vorstandsmitglied der SG Bünde-Dünne nach dem 32:26 (15:10)-Sieg der SGBD gegen die HSG Spradow. Nun gibt es in der Handball-Bezirksliga kommenden Samstag das Aufstiegsendspiel zwischen Bünde und Rödinghausen.

Punktgleich gehen die beiden Kontrahenten in das Finale. Die SGBD ließ gestern Abend von Anfang an keinen Zweifel darüber aufkommen, dass man auf der Zielgeraden nicht noch einmal stolpern wird. »Die ersten 20 Minuten sind wir höchst konzentriert angegangen«, lobte Spielertrainer Rüdiger Traub. Bereits nach wenigen Minuten führte die SGBD mit 8:2. Frenetischer Jubel bei den knapp 300 Dünner Anhängern unter den Fans sorgte schon früh für Gänsehautathmosphäre in der Siegfried-Moning-Halle. Zwar kam bei Spradow auch noch Pech hinzu, zum Beispiel als Sebastian Flechtner und Frederic Iffland binnen fünf Sekunden erst den Pfosten und dann an die Latte trafen, die spielerische Überlegenheit der Dünner war aber nicht zu übersehen. Mit einer starken 6:0-Deckung legte das Traub-Team den Grundstein zum Erfolg.
Besonders SGBD-Kreisläufer Lennart Pamp sorgte zu Beginn für Aufsehen, als er ein ums andere Mal den Gegenspielern entwischen konnte. »Es ist aber nicht so, dass wir nicht auf die Bodenpässe auf Pamp eingestellt gewesen wären«, sagte HSG-Trainer Pascal Vette.
Ein Mittel hatte Spradow gegen den kleinen Kreisläufer allerdings nicht. Und auch im Angriff lief bei den Gastgebern nicht viel zusammen. »Das ist total kopflos, was wir da machen«, schimpfte Torwart Dirk Bartz. Und auch Handball-Abteilungsleiter Horst Mischok war in der Halbzeit überhaupt nicht gut auf die Offensive zu sprechen: »Das ist gar nichts. Keine Anspiele auf den Kreis, kein Rückraum.« Pascal Vette stellte fest, dass »uns die zündenden Ideen gefehlt haben. Zudem haben wir keine Räume für den Rückraum geschaffen.« Nach dem 6:12 (23.) fing sich Spradow jedoch und hielt den Rückstand zur Pause (10:15) im Rahmen.
Nach dem Seitenwechsel keimte zumindest kurzfristig noch einmal Spannung auf. Zwar konnte Spradow die doppelte Hinausstellung der Bünder Oliver Zupka und Stefan Proksa nicht nutzen, über 12:16, 13:17 und 14:18 kämpfte sich die HSG aber auf 15:18 heran. Nach erneuten Zeitstrafen gegen Raoul Wittemeier und Kay Gentemann bekam Spradow beim 15:18 einen Siebenmeter, doch Heiko Rullkötter scheiterte am ehemaligen Bundesliga-Keeper Sascha Grote, der nur bei vier Siebenmetern zum Einsatz kam. Anstatt dem 16:18-Anschluss machte Spielertrainer Rüdiger Traub im Gegenzug das 19:15 und Gentemann erhöhte auf 20:15. Malte Mischok, Daniel Overlack und Sebastian Flechtner konnten zwar noch einmal auf 18:20 verkürzen, doch der starke Stefan Listing baute Bündes Vorsprung mit zwei Treffern in Folge wieder aus. Als auch HSG-Routinier Andreas Kruse beim 18:22 vom Siebenmeterpunkt an Grote scheiterte, stand die Spradower Niederlage fest. »Schade, dass es in den engen Phasen für uns nicht gereicht hat. Dennoch muss man anerkennen, dass Dünne aufgrund der ersten Halbzeit verdient gewonnen hat«, sagte Pascal Vette. Rüdiger Traub hatte zwar viele Fehler im Spiel seines Teams gesehen, »aber das ist in einem Derby ganz normal. Das war ein heißer Fight mit vielen Emotionen.« Eben so, wie ein Derby sein muss.

DERBY-DATEN

HSG Spradow: Bartz, Oelgeschläger -Kruse (5), Flechtner (6), Mischok (2), Sturhan (2), Rullkötter (2/2), Heise (n.e.), Overlack (3), D. Langer, Iffland, Rausch (6), Tacke.
SG Bünde-Dünne: Koch (1. bis 60.), Grote (bei vier Siebenmetern) -Brockschmidt (3), Krüger, Kampeter (5), Listing (7/3), Gerking (n.e.), Traub (4/1), Proksa (2), Zupka, Wittemeier, Gentemann (4), Pamp (7).
Schiedsrichter: Begemann/Gerling (TuS Nettelstedt).
Siebenmeter: 6/2 a- 5/4.
Zeitstrafen: Kampeter, Listing (2), Proksa (3), Zupka, Wittemeier, Gentemann -Mischok, Overlack, Rausch (2), Tacke (2).
Zuschauer: 600.

DERBY – SPLITTER

SGBD gewinnt Fan-Duell
»Landesliga, Landesliga!« und »Auswärtssieg«, skandierten die Anhänger der SG Bünde-Dünne nach dem zweiten Sieg über den Lokalrivalen Spradow in dieser Saison. Nicht nur in der Liga, sondern auch im Duell der Fans gingen die Punkte zum zweiten Mal an die SGBD. »Schade, dass unsere Anhänger nicht so lautstark waren«, sagte Pascal Vette. Als Maik Tacke zu Beginn der zweiten Halbzeit die Spradower Fans zum Anfeuern animierte, hatten die Bünder Zuschauer nur Hohn und Spott parat. Nächste Woche wird es für die Fans schwerer, denn mit dem CVJM kommt ein Team, für das es um genau so viel geht.

Siebenmeter-Psychologe
»Rödinghausen sollte mit seinen Siebenmeterwerfern zum Psychologen gehen«, rät Spradows Handball-Abteilungsleiter Horst Mischok dem CVJM. Viermal tauschte der ehemalige Bundesliga-Spieler Sascha Grote gestern mit Jan-Hendrik Koch das Tor -und alle vier Siebenmeter konnte der Ex-Spenger entschärfen. »Wie man vor einem Torwart so viel Respekt haben kann, verstehe ich nicht. Die Jungs hätten einfach so wie immer werfen müssen«, sagte Mischok. Zwar waren die vier Paraden gegen Kruse, Rullkötter (2) und Overlack nicht spielentscheidend, aber wer weiß was gewesen wäre, wenn Heiko Rullkötter zum 16:18 verkürzt hätte. »Etwas Bauchschmerzen habe ich bei der kurzfristigen Grote-Verpflichtung wegen Wettbewerbsverzerrung schon gehabt. Aber jeder andere hätte es genau so gemacht«, sagte Rüdiger Traub und sprach zugleich seiner Nummer eins Jan-Hendrik Koch (Foto) ein Kompliment aus. »Er hat eine tolle Leistung gezeigt.« Und Koch bedankte sich für das in ihn gesteckte Vertrauen. »Aber es ist schon gut zu wissen, dass man einen so erfahrenen Torwart hinter sich weiß, falls man einen schlechten Tag hat.«

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