Showdown aus sieben Metern

»Gegen den Meister kann man verlieren«, überschüttete Bündes Trainer Raoul Wittemeier den Gegner mit Vorschusslorbeeren. Über die Demütigung gegen den Erzrivalen wollte er sich nicht zu sehr ärgern. »Bei uns hat die Einstellung gepasst.« Und auch mit der Abwehrleistung war Wittemeier zufrieden. »Weniger als 30 Gegentore gegen Spradow sind mehr als in Ordnung.« Was ihm nicht schmeckte: die Angriffsleistung. Die SGBD verlor das Derby wegen einer eklatanten Chancenverwertung. Am meisten ärgerte sich Wittemeier aber über die Schiedsrichter. Die Brüder Gerigk aus Münster pfiffen das Derby mit einer knallharten Linie kaputt – zumindest war das die einhellige Meinung bei fast allen in der Halle. »Zu den Schiedsrichtern sage ich lieber gar nichts. Sonst muss ich mich trotz unseres Sieges wieder ärgern«, sagte selbst Spradows Trainer Malte Mischok. Bündes Torwart Dirk Bartz machte seinem Ärger Luft: »Unsere Niederlage geht ja in Ordnung. Aber die Schiedsrichter haben das Spiel kaputt gemacht.« Auch Wittemeier war sauer: »Es war so ein faires Derby. Die schlechte Schiedsrichterleistung soll keine Entschuldigung für unsere Leistung sein. Aber ein Siebenmeterverhältnis von 4:11 gegen uns ist eine deutliche Sprache.« Die Bünder konnten in der Abwehr machen, was sie wollten: Die Pfeife der Schiedsrichter blieb nur selten stumm. »Wir spielen immer noch Handball und kein Basketball«, haderte Wittemeier.

Sebastian Theise war’s egal. Mit stoischer Gelassenheit verwandelte er einen Siebenmeter nach dem anderen. Nur einmal scheiterte er an Dirk Bartz. Beim Stand von 20:10 war die Hälfte der Spradower Tore vom Siebenmeterpunkt gefallen. Theise zeigte sich mit seiner Ausbeute zufrieden: »Vergangene Woche gegen Brake habe ich zwei Siebenmeter ziemlich blind verworfen. Das wollte ich heute besser machen.«

Zu Beginn des Spiels stellte die SGBD eine 4:2-Deckung aufs Parkett. »Wir wollten Spradow damit irritieren«, sagte Wittemeier. »Das hat auch ganz gut geklappt. Leider haben wir vorne zu viel verworfen. Ich weiß nicht, wie oft wir den Pfosten getroffen haben. Eigentlich hätten wir 5:1 führen müssen.« Nach wenigen Minuten stand es aber 1:5 und nicht 5:1. »Eigentlich war das Spiel schon zu diesem Zeitpunkt entschieden. Wir waren zu überlegen und dominant«, sagte Malte Mischok. Beim 12:6 führte die HSG mit sechs Toren. »Vor der Pause haben wir es dann leider ein wenig hergeschenkt«, kritisierte Mischok. Die Bünder kämpften sich wieder heran und drei Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit erzielte Tom-Niklas Koch das 9:13. »Das war eine starke Schlussphase. Damit waren wir in der Pause psychologisch im Vorteil«, stellte Wittemeier fest – genutzt hat es nicht viel. Auch die Abwehrumstellung auf eine 6:0-Variante brachte wenig ein. Tim Ahrend verkürzte zwar direkt nach Wiederbeginn auf 10:13.

Doch dann sah Dimitri Rausch eine Zeitstrafe und die Schiedsrichter entschieden auf Siebenmeter. Aber Björn Ebert scheiterte am im Derby glänzend aufgelegten Björn Rollwitz, der alle vier Bünder Siebenmeter entschärfte und 22 Bälle hielt. Den Gegenangriff spielte Spradow bis zum angezeigten Zeitspiel aus, ehe Till Orgel den Ball im letzten Moment zum 14:10 ins Tor donnerte. Die SGBD verlor die Überzahl mit 0:1 und musste Spradow dann davon ziehen lassen. Vom 11:15 ging’s zum 11:22.

Beim 21:11 betrug der Vorsprung erstmals zehn Tore, am Ende hätte der Sieg noch deutlicher ausfallen können. Doch die Schiedsrichter blieben ihrer Linie treu und ließen kaum Spielfluss aufkommen. »Zehn Tore sind ein bisschen zu viel«, sagte Wittemeier zum 17:27-Endstand. »Aber wir waren engagiert, keiner hat die Köpfe hängen gelassen. Da ist nur leider der Mist mit dem Torewerfen.«

 

SG Bünde-Dünne – HSG Spradow 17:27 (9:13)

SG Bünde-Dünne: Bartz (1. – 48.), Feist (ab 48.) – Richter (1), Paffrath (2), Ebert, Ahrend (1), Proksa, Weiler, Witt (2), Mailänder (1), Möllering (1), Koch (8), Beckmann (1), Landwehr (n.e.).

HSG Spradow: Rollwitz – Rausch (3), J. F. Koebke (2), T. Koebke, Theise (14/10), Taubenheim (3), Iffland (1), Orgel (4), Overlack, M. Langer, D. Langer, Potthoff, Heise.

Siebenmeter: 0/4 (Koch, Möllering, Ebert und Mailänder scheitern an Rollwitz) – 10/11 (Theise wirft über das Tor).

Zeitstrafen: 4 (3x Möllering, Richter) – 7 (2x M. Langer, 2x Orgel, Rausch, D. Langer, J. F. Koebke).

Rote Karten:Ahrend (44., Foulspiel an Taubenheim), Möllering (47., drei Zeitstrafen).

Schiedsrichter: Gerigk/Gerigk (Münster).

Torfolge: 0:3, 1:3, 1:5, 2:5, 2:6, 2:7, 3:7, 3:8, 4:8, 4:9, 5:9, 5:10, 5:11, 6:11, 6:12, 7:12, 7:13, 9:13 – 10:13, 10:15, 11:15, 11:22, 12:12, 12:13, 13:23, 13:24, 14:24, 15:24, 15:27,17:27.

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