Schon wieder Rödinghausen

Malte Mischok wirkte noch nicht einmal besonders gefrustet. »Wieder waren sie diese paar Tore besser.« Der HSG-Trainer erkannte den verdienten Sieg der Rödinghauser an – und dürfte an den kommenden Spieltagen eifrig beide Daumen für den Nachbarn vom Wiehengebirge drücken. Zum vierten Mal in Folge setzte es am Samstag in der Siegfried-Moning-Halle eine Pleite gegen die Gelb-Blauen. Ein Aufstieg des CVJM würde Spradow für mindestens ein Jahr von der Derby-Last befreien. Bloß weg mit dem CVJM.
Die Chancen auf eine Landesliga ohne Rödinghausen stehen gut. Der Primus eilt unaufhaltsam zum größten Triumph der Vereinsgeschichte. In Spradow wurde die Wiehen-Sieben von ihren Fans zum Erfolg getragen. »Einfach gigantisch«, bedankte sich Trainer Hartmut Rittersberger bei den etwa 250 Anhängern, die die Moning-Halle mit Vuvuzelas und riesigen Trommeln in ein ohrenbetäubendes Tollhaus verwandelten. Als die Partie zwei Minuten vor Schluss längst entschieden war, entrollten die Fans, die unter den 400 Zuschauern in der Halle die größte Gruppe stellten, ihre schon bekannte gelb-blaue Blockfahne. Die Euphorie am Wiehen ist riesig.
Spradow störte den Spielfluss der Gäste nur kurz. Nur am Anfang sah es so aus, als würde die HSG mithalten können. Alexander Volsdorfs Tore zum 1:0 und 2:1 machten Spradow Mut. Danach tauchte der wurfgewaltige Rückraumschütze aber komplett ab. Malte Mischok sparte nicht mit Kritik: »Wenn man gegen eine 6:0-Deckung nur einen Rückraumschützen hat und der einen rabenschwarzen Tag erwischt, sieht es düster aus.« Rittersberger freute sich derweil, dass Sebastian Meier »Volsdorf richtig abgekocht« hatte.
Im Angriff fiel Spradow in der ersten Halbzeit nicht mehr viel ein. Rödinghausen führte beim von HSG-Schreck Martin Glüer erzielten 3:2 zum ersten Mal – und gab diesen Vorsprung bis zum Ende nicht mehr her. Nur einem in Halbzeit eins stark aufgelegten Torwart Björn Rollwitz hatte es Spradow zu verdanken, dass sich Rödinghausen nicht noch eher absetzte. Aus einem 5:5 machte der CVJM dann bis zur Pause aber doch eine 12:8-Führung. »Die Deckung stand bombig«, frohlockte »Max« Rittersberger. »Die Torhüter beider Teams haben gut gehalten. Jan-Hendrik Koch bekommt eine 1+, Rollwitz eine 1«.
Aber auch Rollwitz ließ nach dem Wechsel nach. Rödinghausen hielt die Vier-Tore-Führung bis zum 17:13. Spradow hatte nun seine beste Phase und kämpfte sich in Unterzahl heran. Besonders Eduard Morasch und Jan Frederik Koebke wussten jetzt zu gefallen. Malte Langer gelang in der 47. Minute das 18:20. Spradow war dran. Doch bei diesem Spielstand erlaubte sich Volsdorf gleich drei Fehlversuche. Zudem verballerte Frederik Iffland vom Siebenmeterpunkt die Möglichkeit zum 19:20. »Es klappte einfach nicht«, stellte Gunnar Heise hinterher fest. »Auch am Kreis haben wir in dieser Phase nicht gut ausgesehen«, bemängelte Mischok. Die HSG hatte ihre Chance bekommen, und sie kläglich ungenutzt gelassen. Rödinghausen rächte das und zog wieder davon. Beim 26:20 betrug der Vorsprung sechs Tore. Rödinghausen durfte feiern.
Bis zum Aufstieg muss der CVJM noch sechs Punkte sammeln. »Die erste von fünf Hürden haben wir souverän genommen«, sagte »Max« Ritters-berger. Die Verbandsliga ist zum Greifen nah.

HSG Spradow: Rollwitz, Oelgeschläger (ab 55.) – Morasch (5), Koebke (5), Iffland (4/1), Sturhan (1), Overlack (2/1), Heise (3), Volsdorf (2), M. Langer (1).

Stimmen zum Spiel

Spradows Handball-Abteilungsleiter Horst Mischok musste sich nach der Derbypleite erst einmal sammeln. Der Konkurrent vom Wiehen ist für Spradow eine Nummer zu groß. Die Farbe gelb dominiert die Bünder Handballszene. Aber Mischok zollte dem Rivalen Respekt: »Rödinghausen hat verdient gewonnen. Wir sind in der zweiten Halbzeit den vier Toren Rückstand aus dem ersten Durchgang hinterhergelaufen. Mit der zweiten Halbzeit kann man zufrieden sein.«
Rödinghausens Sportlicher Leiter Michael Rieso freute sich, dass »wir einen von drei Verfolgern los sind«. Denn angesichts von nun sechs Punkten Rückstand ist das Titelrennen für Spradow gelaufen. Rödinghausen benötigt aus Riesos Sicht nun noch drei Siege. »Die Lage ist nicht schlecht. Aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs haben wir auf Großenmarpe eigentlich sogar drei Punkte Vorsprung.« Für Rieso kam Spradow »für einen Sieg nie in Frage. Wir waren das bessere Team. Die Abwehrleistung in der ersten Halbzeit war spitze.« Für Hartmut Rittersberger war das eine enorme Verwandlung: »Am Donnerstag im Training haben sie in der Abwehr noch unter aller Sau gespielt.« Für den Rivalen hatte »Max« ein Kompliment parat: » Spradow hat sich nie aufgegeben und immer gekämpft.« Kaufen kann sich die HSG dafür herzlich wenig.
Bei Eduard Morasch war die Enttäuschung groß: »Auch wenn die Chance im Aufstiegsrennen schon vorher nicht besonders groß war, war das immer noch ein Derby. Und das verliert man nicht gerne. In der Abwehr haben wir dumme Fehler gemacht, zu viele überflüssige Zeitstrafen kassiert und dann waren wir beim Stand von 18:20 ganz einfach zu blöd.«
Martin Glüer war das ganz recht. Der HSG-Schreck hielt sich gegen seinen Lieblingsgegner zurück, erzielte nur fünf Tore. »Ich bin froh, dass ich überhaupt spielen durfte«, sagte der an der linken Hand geschiente Rückraumspieler. »Der Arzt hatte gemeint, ich soll eher nicht spielen. Für uns sieht es nun gut aus. Aber es gibt noch vier schwere Spiele.«

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