Schiri-Panne kostet einen Punkt
Fünf Sekunden sind in der Siegfried-Moning-Halle noch zu spielen. Spradow liegt seit wenigen Momenten zum ersten Mal seit dem 0:1 in Rückstand und kämpft mit aller Macht um den Ausgleich. Auch Torwart Björn Rollwitz ist in seinem gelben Trikot mit nach vorne geeilt. Jan Frederik Koebke steigt im linken Rückraum hoch, zieht ab, und trifft. Aber das Tor zählt nicht. Gerade in dem Moment als Koebke wirft, hält einer der beiden Schiedsrichter die Zeit an. Der Schiri geht zu Björn Rollwitz, der vollkommen regelkonform mit nach vorne gelaufen ist, und will ihn zurückschicken. Erst der andere Unparteiische kann für Aufklärung sorgen. Rollwitz darf weiter mit angreifen. Doch das Tor zählt nicht. Spradow hat nur noch fünf Sekunden für einen neuen Versuch. Zu wenig, um vernünftig aufzubauen. Zunächst scheitert Alexander Volsdorf, dann wirft Daniel Overlack einen direkten Freiwurf in die Mauer. Schluss, Aus und vorbei: Die minimale HSG-Aufstiegschance zerschellt an Spenger Trikots.
Das Spiel ist vorbei, die Emotionen noch lange nicht beruhigt. Auge in Auge steht sich Daniel Overlack mit einem Spenger Gegenspieler gegenüber. Nur mit Mühe können die beiden Streithähne voneinander ferngehalten werden. Die Situation droht zu eskalieren. In der ersten Halbzeit hatte Overlack den Ellenbogen eines Gegenspielers mit voller Wucht an den Hals bekommen. Der Spenger hatte für die rüde Attacke nur die gelbe Karte gesehen, Overlack krümmte sich am Boden und schrie vor Schmerzen. Erst Mitte der zweiten Halbzeit konnte der Rückraummann weiterspielen, bekam dann von Simon Grote einen weiteren Schlag gegen den Hals verpasst. Die Spenger präsentieren sich insgesamt wenig zimperlich und sammeln keine Sympathiepunkte. Dafür nimmt der TuS zwei Zähler mit nach Hause. Überlebenswichtig.
»Ich kann dem Gegner noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Für die ging es um Tod oder Leben«, sagt HSG-Trainer Malte Mischok als sich die aufgeschaukelte Situation entspannt hat. Mischoks Zorn und die Wut seiner Spieler richten sich gegen die Schiedsrichter. »Soetwas habe ich noch nie erlebt«, sagt Frederik Iffland, der mit blutverschmiertem Trikot die Halle verlässt. Mischok wird in seinem Statement deutlicher in Richtung Unparteiische: »Katastrophal schlecht. Eine Frechheit. Solche Schiedsrichter sollten kein einziges Landesligaspiel mehr pfeifen dürfen. Die dürften noch nicht ‚mal sonntags unsere dritte Mannschaft pfeifen. Die kennen ja noch nicht einmal die Regeln und haben uns ein Tor geraubt.« Die Niederlage und die Schiedsrichter sind für Mischok trotzdem »zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Niederlage ist schon unsere eigene Schuld.«
In der ersten Halbzeit setzt sich die HSG nach ausgeglichenem Beginn bis zum 6:6 (15.) auf 13:9 ab und führt zur Pause 14:12. Dann zieht Spradow auf vier Tore (16:12, 18:14) davon. Die Partie scheint entschieden, doch Spenge II beißt sich noch einmal richtig rein. Beim 19:19 von Lukas Zwaka ist Spenge II wieder im Spiel drin. Mit einer 3:2:1-Deckung mit Ex-Trainer Heiko Holtmann als vorgezogenem »Indianer« wird die Spenger Abwehr immer schwerer zu überwinden. Geht es nach Mischok, hat sein Team die Partie aber in der Abwehr verloren: »Da kassieren wir zu viele Zeitstrafen für nichts. Die Hinausstellungen passten zwar in Relation mit denen der Spenger nicht, aber wir haben uns einfach zu doof angestellt.«
In der turbulenten Schlussphase führt Spradow – außer beim 23:21 – mit einem Tor oder es steht Unentschieden. Beim Stand von 24:23 kassiert Volsdorf dann eine überflüssige Zeitstrafe, den fälligen Siebenmeter von Dennis Czauderna hält Björn Rollwitz aber. Da aber Overlack im Angriff vergibt, gelingt Zwaka der Spenger Siegtreffer, den der TuS ausgelassen bejubelt. Dabei ist der Klassenverbleib noch lange nicht perfekt.
HSG Spradow: Rollwitz, Nolte – Iffland (2), Rausch (3), Koebke (3), Taubenheim (5), Heise, Overlack (7/1), M. Langer (2), D. Langer, Volsdorf (2).