Orgel-Rot raubt letzte Chance

Bünde(BZ). Magnus Heywinkel kommt mit seinem Rollkoffer nicht vom Fleck. Der Schiedsrichter ist mit Gespannpartner Carsten Korte einer der Buhmänner für Handball-Verbandsligist HSG Spradow. Nach der 20:25 (7:13)-Pleite gegen die HSG Hüllhorst muss Heywinkel diskutieren – und tut das minutenlang leidenschaftlich: »Wir sind ja immer schuld und können uns noch nicht ‚mal dagegen wehren.«

Spradows Weg aus dem Keller ist gestoppt. Die Aufgabe gegen den Vierten HSG Hüllhorst wäre vermutlich auch schwer zu lösen gewesen, wenn die Schiedsrichter aus Oerlinghausen in der 33. Minute die rote Karte in der Tasche gelassen hätten. Ein Platzverweis gegen Till Orgel sorgt aber dafür, dass die Partie entschieden ist. »Das sind zwei Minuten. Nicht mehr. Da kann ich kein Rot geben«, schimpft HSG-Trainer Malte Mischok. Nils van Zütphen bleibt nach der Bekanntschaft mit Orgel für längere Zeit am Boden liegen, erst dann fliegt der Übeltäter vom Feld. Selbst Hüllhorsts Trainer André Torge findet die rote Karte hart: »Man kann Rot geben. Muss es aber nicht. Ich kenne Till schon lange, der macht soetwas nicht absichtlich. Es war eine unglückliche Aktion.« Die Spradower sind außer sich vor Wut, protestieren lauthals. Schließlich sind die Erfolgsaussichten nun endgültig dahin.

Groß sind sie zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon mit mehr. Spradow liegt schon mit 9:14 hinten und hat sich das einzig und allein selbst zuzuschreiben. Nach dem 2:3 lassen die Gastgeber abreißen und liegen wenig später 2:6 hinten. In die Pause geht es mit einem 7:13-Rückstand. Schuld daran sind viel zu viele Fehlversuche. Insgesamt zwölf davon hat Trainer Malte Mischok notiert. »Aber nur drei Fehlwürfe kamen aus dem Rückraum. Der Rest wurde freistehend verworfen.« Jan-Philipp Schnute wird von Spradow in Halbzeit eins zum Weltmeister geworfen. »Sicherlich hat er gut gehalten. Aber so gut kann kein Torwart der Welt halten. Das war unsere Schwäche«, sagt Mischok.

Spradow gibt die Partie trotz des deutlichen Rückstandes zur Pause nicht verloren. Nach der roten Karte wird es dann aber noch schwerer. Denn die Alternativen im Rückraum sind begrenzt. Mit Orgel fehlt jetzt der treffsicherste Schütze, Alexander Volsdorf blickt Vaterfreuden entgegen und ist deshalb nicht in der Halle und Jan Frederik Koebke brummt auf der Tribüne seine Sperre ab. Durchschlagskraft verspricht höchstens noch Daniel Overlack, aber der hat nicht umsonst vor der Saison seine Karriere in der ersten Mannschaft beendet: Zum Durchspielen reicht bei ihm die Kraft nicht mehr. Dennoch gibt es eine Phase, in der Spradow ein wenig Hoffnung schöpft. Nach der harten roten Karte gegen Orgel verteilen die Schiedsrichter viele Zeitstrafen gegen Hüllhorst. Spradow spielt fast sechs Minuten in Überzahl, während der Gegner teilweise nur noch zu dritt auf dem Parkett steht. Aus einem 10:17 wird so ein 13:17. Als Hüllhorst wieder komplett ist, fehlt den Gastgebern jedoch die Durchschlagskraft aus dem Rückraum. Der Rückstand pendelt sich bei vier bis sechs Gegentoren ein. Zur Wiederholung des Hinspielstriumphes fehlen die Alternativen.

»Ich bin durchaus selbstkritisch«, sagt Mischok. »Bei allem Ärger über die Schiedsrichter: Die Niederlage haben wir uns in Halbzeit eins selbst eingebrockt. Wir haben durchaus gut gespielt, sonst hätten wir gegen Hüllhorsts 3:2:1-Abwehr keine Chancen bekommen.« Nur genutzt wurden sie nicht.

HSG Spradow: Habbe (1. – 23., 37. – 48.), Rollwitz (23. – 37., ab 48.) – Orgel (3), Theise (2), M. Langer, D. Langer, Rausch (5), Taubenheim (4), Brockschmidt (1), Overlack (2), Eikötter, Iffland (3/1).

HSG Hüllhorst: Schnute, Specht (n.e.) – Meyer (4), Fischer (1/1), Bartsch (11), Budde (3), Wiemann, Halstenberg (1), Blomenkamp, van Zütphen (4), Klasen (1), Depping, Heidenreich.

Siebenmeter:3/2 (Iffland scheitert an Schnute) – 2/1 (Fischer scheitert an Rollwitz).

Zeitstrafen:3 (M. Langer, D. Langer, Taubenheim) – 6 (2x Meyer, Klasen, Bartsch, Budde, van Zütphen).

Rote Karte:Orgel (33., Foulspiel). Schiedsrichter:Heywinkel/Korte (Oerlinghausen).

Torfolge:0:1, 1:1, 1:3, 2:3, 2:6, 4:6, 4:9, 5:9, 5:10, 5:11, 6:11, 6:13, 7:13 – 8:13, 8:14, 9:14, 9:15, 10:15, 10:17, 13:17, 13:18, 14:18, 14:19, 15:19, 15:20, 16:20, 16:22, 17:22, 18:22, 18:23, 19:23, 19:25, 20:25.

So geht’s weiter: Spradow spielt am 11. April in Hahlen.

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