Mit blauem Auge in die Pause

Bünde(BZ). Eine magere Bescherung: Handball-Verbandsligist HSG Spradow sitzt nicht wie erhofft mit einem ausgeglichenen Punktekonto unterm Weihnachtsbaum. Gegen Schlusslicht Eintracht Oberlübbe gab es nur ein 23:23 (9:13), mit dem die HSG nach sieben Toren Rückstand und schwacher Leistung aber zufrieden sein muss.

»Für Oberlübbe ist das Ergebnis schlimmer als für uns«, sagt Trainer Malte Mischok als sich der erste Ärger gelegt hat. Für seine These gibt es zwei Gründe. Erstens: Oberlübbe führt das gesamte Spiel mit bis zu sieben Toren. Zweitens: Der Vorsprung auf das Schlusslicht bleibt konstant bei fünf Punkten. Spradow darf sogar als Achter Weihnachten feiern.

Und doch schäumt Mischok nach dem Abpfiff vor Wut. Beim Stand von 23:23 und noch 27 Sekunden auf der Uhr erobert Spradow hinten den Ball, läuft bis zur Mittellinie, dann legt Co-Trainer Julian Brandt die grüne Karte – Auszeit. Mischok hat seinem Assistenten die Karte vor Oberlübbes Angriff in die Hand gedrückt. Die klare Anweisung: Auszeit bei Ballgewinn. Brandt führt den Befehl brav aus, Spradow hat zwar nicht die Möglichkeit zum Gegenstoß, ein Punkt scheint nun aber gesichert. »Ja«, sagt Mischok hinterher: »Es war die richtige Entscheidung. Unser angesagter Spielzug in Überzahl ist ein todsicheres Ding.« Und der klappt auch – bis zum Abschluss. Spradow spielt Kreisläufer Frederik Iffland frei, der wird fünf Sekunden vor Ende aber gefoult. Statt auf Freiwurf oder Siebenmeter entscheiden die souveränen Schiedsrichter Hoppe/Warkus aber auf Freiwurf für Oberlübbe. Iffland soll im Kreis gestanden haben. »Eine Frechheit«, grummelt Sebastian Theise. Oberlübbe hat für vier Sekunden den Ball, löst sogar noch den Torwart auf, kommt aber nicht mehr zum Abschluss. Es bleibt beim 23:23. »Ein Sieg für uns wäre unverdient gewesen«, gibt Theise zu. »Aber danach fragt hinterher keiner mehr.«

Mischok läuft nun wütend auf die Schiedsrichter zu, muss von seinen Spielern zurückgehalten werden. Der Coach sieht die rote Karte. »Ich habe nur gesagt, dass das doch nicht ihr Ernst sein kann und mir dabei gegen die Stirn gehauen«, beteuert Mischok. »Da Kreis auf zu entscheiden, ist ein Witz.« Nach einem laut Mischok »sauschlechten Spiel« gehe das Ergebnis aber in Ordnung. »Das ist ein Punktgewinn.«

Denn Mitte der zweiten Halbzeit ist die Hoffnung auf Zählbares nur noch gering. Spradow tritt zunächst ohne seinen etatmäßigen Rückraum an, für die angeschlagenen Till Orgel, der nach einer Viertelstunde kommt, und den nicht eingesetzten Dimitri Rausch beginnen Jan Frederik Koebke und Alexander Volsdorf auf den Halbpositionen. Bis zum 4:4 bleibt die Partie ausgeglichen, dann setzt sich Oberlübbe mit drei Toren am Stück auf 7:4 ab und geht – nachdem Spradow zwischenzeitlich auf 8:9 herangekommen ist – wieder auf 13:8 davon. Das ist auch ein Verdienst des starken Torwarts Sören Halstenberg, der Siebenmeter von Theise und Iffland entschärft. Aus dem 13:9 zur Pause wird schnell ein 16:9. Spradow bekommt Julien Knickmeier nicht in den Griff. Den mit einem Doppelspielrecht ausgestatteten Youngster von GWD Minden hat Mischok »in dieser Saison bei Oberlübbe noch nicht gesehen«. Jan Bröenhorst ist in der HSG-Deckung zwar gut aufgehoben, dafür überzeugt Pascal Bekemeier aber mit elf Toren.

Erst mit zunehmender Spieldauer stabilisiert sich die Spradower Abwehr und die Torhüter bekommen nun auch etwas zu fassen. Nach dem 16:20 verkürzt die HSG auf 18:20, gerät dann aber wieder mit 18:22 in Rückstand. Beim 21:22 durch Iffland ist Spradow erstmals wieder dran. Nach dem 21:23 verkürzt Taubenheim nach 57:49 Minuten auf 22:23. Spradow spielt nun für wenige Sekunden in doppelter Überzahl. Orgels Trikot ist kaputt, hastig streift er sich nach einem Schrittfehler von Knickmeier das viel zu kleine von Rausch über und trifft bauchfrei zum viel umjubelten 23:23. Zu mehr reicht es nicht. »Das ist ein Punktgewinn«, sagt HSG-Urgestein Horst Mischok: »Die Mannschaft hat nach dem Rückstand Charakter bewiesen.« Und darf sich über Platz acht zu Weihnachten freuen – ein schönes Geschenk.

HSG Spradow: Rollwitz (1. – 16., ab 54.), Habbe (16. – 54.) – Taubenheim (5), J. F. Koebke (2), M. Langer (1), Iffland (4), Volsdorf (2), T. Koebke, Theise (1/1), Brockschmidt (2), Orgel (5), D. Langer (1), Rausch (n.e.).

Eintracht Oberlübbe:Halstenberg, Potthoff (n.e.) – Halfbrodt, Bekemeier (11/5), Eickmeyer (1), Bröenhorst (3), Meynert (1), Eickenjäger (2), Knickmeier (5), Fisher, Sikkema, Lukowski.

Siebenmeter:3/1 (Iffland und Theise scheitern an Halstenberg) – 5/5.

Zeitstrafen:4 (J. F. Koebke, M. Langer, Volsdorf, D. Langer) – 3 (Eickmeyer, Knickmeier, Fisher).

Schiedsrichter:Hoppe/Warkus (Schloß Neuhaus).

Torfolge:0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3, 3:3, 3:4, 4:4, 4:7, 6:7, 6:8, 7:8, 7:9, 8:9, 8:13, 9:13 – 9:16, 10:16, 11:16, 11:17, 13:17, 13:18, 14:18, 15:18, 15:19, 16:19, 16:20, 18:20, 18:22, 21:22, 21:23, 23:23.

So geht’s weiter:Spradow spielt am Sonntag, 11. Januar, um 17 Uhr bei der HSG Gütersloh.

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