Mischok-Team macht fette Beute

Bünde (BZ). Die Derby-Beute war schnell verteilt. Horst Mischok hatte nach dem 32:26 (14:12)-Sieg der HSG Spradow gegen die SG Bünde-Dünne in der Handball-Landesliga die Spendierhosen an. »Das Fleisch des Spanferkels gehört den Spielern ganz alleine. Ich begnüge mich mit den Knochen«, sagte der HSG-Abteilungsleiter voller Stolz.
Direkt nach dem Triumph gegen den Erzrivalen ging’s für die siegreichen Helden ins Spradower Vereinsheim zur Mannschaftsfeier inklusive Damenbegleitung. Es war der verdiente Lohn für einen hart erkämpften Derbyerfolg.
Denn im Gegensatz zum Spanferkelessen hatte das Handballspiel mit Feinkost nur wenig gemein. Ehrliche Arbeit war gefragt. »Meinen Jungs war die Nervosität deutlich anzumerken«, sagte Bündes Trainer Peter Schläger. Dennoch gehörten die ersten Minuten seinem Team. Philipp Witt und Christian Brockschmidt per Siebenmeter brachten Bünde-Dünne mit 2:0 in Führung. Spradows erstes Tor fiel ebenfalls vom Siebenmeterpunkt. Alexander Scholz traf.
Spradow wirkte in der Folge präsenter und ideenreicher. Auch eine frühe Zeitstrafe gegen Eduard Morasch brachte die HSG nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil: Nach Nils Wilmsmanns 3:1 verkürzte erneut Scholz per Siebenmeter. Malte Langer gelang wenig später der Ausgleich und als Scholz mit seinem dritten Siebenmeter-Tor das 4:3 erzielte, war das Derby gedreht – es sollte nicht mehr kippen. Kurz vor der Pause setzte sich Spradow erstmals auf 12:9 ab. Bei Bünde-Dünne lief aus dem Positionsangriff so gut wie nichts. Wenn etwas ging, dann nur über Tempogegenstöße. »Im Prinzip haben wir das Spiel 60 Minuten lang verpennt«, sagte Schläger, der besonders mit der Abwehrleistung unzufrieden war. »Unser 1:1-Verhalten hinten war gar nichts. Und vorne fehlte der Zug zum Tor.« Zu allem Überfluss sah Abwehr-Organisator Raoul Wittemeier früh eine dumme doppelte Zeitstrafe. Einzig Torwart Dirk Bartz war es zu verdanken, dass Bünde-Dünne zur Pause mit 12:14 noch Kontakt hielt. »Wir haben uns in der ersten Halbzeit das Leben selber schwer gemacht«, sagte HSG-Coach Malte Mischok. Vater Horst stellte in der Pause fest: »Wir müssen deutlicher führen.«
Das erledigte das Team nach der Pause. Kurz nach dem Wechsel war das Derby für Wittemeier dank Zeitstrafe Nummer drei beendet. Prompt brachen bei der SG die letzten Abwehr-Dämme. Spradow setzte sich schnell ab. Durch zwei Tore von Wilmsmann und Witt kam Bünde-Dünne zwar noch einmal auf 17:19 (42.) heran, doch die HSG marschierte prompt wieder auf 22:17 davon (46.). Im Angriff klappte bei Bünde-Dünne nun fast gar nichts mehr. »Die haben sich immer mehr in unsere Deckung gewühlt. Das hat uns in die Karten gespielt«, analysierte Scholz. Aus Gewühle wurde phasenweise ein schlimmes Gewürge. Einzig Tim Koebke und Johann Steinmeier wussten offensiv noch zu gefallen. Unter dem Strich stand ein ungefährdeter 32:26-Sieg für Spradow. »Auch in der Höhe verdient«, fand Malte Mischok. Und Peter Schläger pflichtete ihm bei. »Meine Mannschaft hat sich von der ständigen, aber stets fairen Härte der Spradower beeindrucken lassen.« Zudem fand Bünde-Dünne gegen die gut organisierte 3-2-1-Deckung der Gastgeber keine Mittel. Auch Spielmacher Christian Brockschmidt blieb blass: »Einer gewinnt, einer verliert. So ist das im Derby. Hinten haben wir die Bälle nicht bekommen und vorne haben wir sie weggeworfen.«
Einziger Wermutstropfen für Spradow: Frederic Iffland zog sich drei Minuten vor Schluss eine schwere Knieverletzung zu. Physiotherapeutin Carolin Seymer fuhr ihn auf der Rückbank ihres VW Lupo ins Herforder Klinikum. Krankenhaus statt Spanferkelessen. Vielleicht bekam Horst Mischok ja doch noch ein Stück Fleisch ab.

HSG Spradow – Bünde-Dünne 32:26 (14:12) 

HSG Spradow: Rollwitz, Nolte (ab 42.) – Iffland (3), Koebke (1), Rausch (4), Scholz (10/9), Schulz, Sturhan (1), Morasch (4), Heise, Overlack (6), M. Langer (3), D. Langer, Volsdorf (n.e.).
SG Bünde-Dünne: Bartz, Feist (ab 47.) – Brockschmidt (4/3), Beckmann, Hollmann (n.e.), Wilmsmann (2), Koebke (4), Koch (2/1), Witt (6), Steinmeier (4), Paffrath (4), Wittemeier, Sander.
Schiedsrichter: Koch/Schrader.
Siebenmeter: 10/9 (Scholz scheitert an Bartz) – 5/4 (Brockschmidt scheitert an Rollwitz).
Zeitstrafen: 6 (2x Morasch, M. Langer, Iffland, Overlack D. Langer) – 4 (3x Wittemeier, Wilmsmann).
Rote Karte: Wittemeier (41./drei Zeitstrafen).
Zuschauer: 350.
Torfolge: 0:2, 1:2, 1:3, 4:3, 4:4, 5:4, 5:5, 7:5, 7:6, 8:6, 8:7, 9:7, 9:8, 10:8, 10:9, 12:9, 12:11, 13:11, 13:12, 14:12 – 15:12, 15:13, 17:13, 17:14, 18:14, 18:15, 19:15, 19:17, 22:27, 22:18, 24:18, 24:19, 24:20, 26:20, 26:21, 27:21, 27:22, 28:22, 28:23, 28:24, 29:24, 30:24, 30:26, 32:26.
So geht’s weiter: Spradow tritt Samstag in Hille an, Bünde-Dünne empfängt Altenbeken/Buke.

Derby-Splitter
Nur etwa 350 Zuschauer verfolgten am Samstag das Derby. Die Konkurrenz von anderen Spielen und Weihnachtsmärkten war offenbar zu groß. Die Ex-Trainer beider Clubs wollten es sich aber dennoch nicht nehmen lassen, in die Halle zu kommen. Während Pascal Vette des Öfteren bei der HSG vorbei schaut, ist Rüdiger Traub ein seltener Gast in der Siegfried-Moning-Halle. Die Verbundenheit mit der SGBD ist aber noch da. Schließlich sprach Traub von »unserer Mannschaft«.

Horst Droese ist Spradows Vereinsboss und Hallensprecher in Personalunion. Letzteres blieb er am Samstag aber nur 23 Minuten lang. Dann stapfte er missmutig auf die Tribüne. Was war passiert? Die Schiedsrichter hatten gegen Droese ein offizielles Schweigegelübde verhängt, weil er er eine Zeitstrafe mit einem missbilligenden Kopfschütteln quittiert hatte. Auf den ersten Mikrofon-Verweis der Derby-Historie reagierte der HSG-Chef mit Empörung: »Erst stürmt der Schiedsrichter wie eine Furie auf mich zu, dann duzt er mich einfach und als ich ihn frage, seit wann wir uns duzen würden, muss ich gehen. Gibt’s doch gar nicht.« Der Referee drohte einen Sonderbericht an, was Droese noch zu der Frage veranlasste, ob er denn wenigstens schreiben könne. Bis zur Pause blieb das Mikro stumm. Dann kam Bärbel Overlack. Die sollte die Torschützen ansagen, hatte allerdings Probleme mit der Technik.

Ausgerechnet beim Bünder Derby erlebte das Schiedsrichtergespann seine Premiere. Der ursprünglich vorgesehene Frank Begemann fiel mit einem dicken Knie aus. Damit Ulli Koch das Derby nicht alleine leiten musste, sprang Frank Schrader ein, der normalerweise mit Stefan Knittel an der Pfeife ist und schon Bünder Derby-Erfahrung hat. Er unterstrich seinen guten Ruf mit einer weitgehend tadellosen Leistung.

Spradows Torwart-Routinier Björn Rollwitz stand schon beim Derby zwischen GWD Minden und dem TuS Nettelstedt zwischen den Pfosten. So einen Haudegen kann doch ein Bünder Derby nicht mehr nervös machen. »Von wegen«, korrigierte Rollwitz: »Derby ist Derby. Da gibt’s keine Unterschiede. Wenn man vor so einem Spiel nicht zweimal auf Toilette muss, stimmt etwas nicht.«

Tim (19, SG Bünde-Dünne) und Jan-Frederik Koebke (21, HSG Spradow) sorgten für das erste Bruderduell in den Derby-Annalen. Das gewann Tim zwar mit 4:1 Toren, doch nach Feiern war ihm angesichts des Spradower Sieges nicht zumute. Jan-Frederik hingegen war bester Laune und erklärte, warum sein kleiner Bruder so schnell aus der Halle verschwand: »Es geht Tim jetzt nicht so gut. Immerhin hat er ja vor dem Spiel eine dicke Lippe riskiert.« Der große Bruder deutete an, dass er ein paar tröstende Worte finden wird. Dass er das direkte Duell verloren hatte, störte ihn nicht im Geringsten.<fill></fill>wk / sp

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