Im Derby gegen den Trend

Bünde(BZ). Statistiken sind Malte Mischok egal. Der Trainer des Handball-Verbandsligisten HSG Spradow schaut vor dem Derby beim CVJM Rödinghausen (Sonntag, 18 Uhr) nicht zurück. Aber die Statistik lügt auch nicht: Die letzten fünf Spiele hat Spradow gegen Rödinghausen verloren. Stößt die HSG jetzt am Sonntag den Bock um?

Im Hinspiel ist Spradow chancenlos. Der CVJM fährt scharfe Geschütze aus dem Rückraum auf. Zeljko Kecman, Alexander Deuker, Sascha Kampeter – wer bitte? Seit Monaten tauchen diese Namen in keiner Aufstellung der Rödinghauser mehr auf. Kecman ist zurück in seiner bosnischen Heimat, Deuker und Kampeter plagen sich mit langwierigen Verletzungen herum. Der CVJM vom Hinspiel ist nicht der CVJM vom Rückspiel. Liegt hier Spradows Chance?

Rödinghausens Trainer Thomas Berg glaubt es nicht: »Wir jammern nicht herum«, wird der Coach nicht müde zu betonen. Genau wie sein Kollege Mischok sitzt Berg nur noch bis zum Saisonende bei seinem Verein auf der Trainerbank. Berg bleibt bei seinem ehrgeizigen Ziel Platz drei, »Rang zwei wird verdammt schwer«. Für Mischok tut’s auch schon der Klassenverbleib. Spradow zehrte in den vergangenen Wochen von seinem Super-Lauf rund um den Jahreswechsel, hat aber schon seit drei Partien nicht mehr gewonnen. »Sie sind auf einem etwas anderen Weg als wir«, beobachtet Berg die Tendenz der Spradower.

Spradow ist den Abstiegsplätzen wieder bedrohlich nahe gekommen. Ein Sieg im Derby wäre enorm wichtig. Und ganz so aussichtslos scheint die Lage gar nicht mehr zu sein. Spradow hat sich nach dem 0:8-Punkte-Start gefangen und schon für manche Überraschung gesorgt. Rödinghausen gehen personell langsam die Alternativen aus. Für Berg zählt das aber nicht: »Wir gehen mit breiter Brust in das Derby, ohne arrogant zu sein. Wir bewegen uns mit der Tendenz der vergangenen Wochen auf einem hohen Niveau und haben nur gegen Gütersloh eine schlechte Halbzeit abgeliefert.« Beim einstigen Lieblingsgegner verlor Rödinghausen in der Vorwoche trotz 11:10-Führung zur Pause noch 19:32. »Wir haben unsere Spieler überfordert. Corbinian Krenz und Jens Hellmann hatten zuvor noch in der zweiten Mannschaft gespielt. Dem schieben wir jetzt einen Riegel vor«, sagt Berg. »Die erste Mannschaft genießt Priorität. Auch wenn Jens Grotemeier das nicht gefallen mag.« Angeschlagene Spieler sind zudem wieder fit – beispielsweise Martin Glüer. »Ich rechne aber damit, dass Spradow ihn in Manndeckung nimmt«, sagt Berg vor dem Spiel.

Im Derby gegen den Trend – für Spradow gilt das gleich in doppelter Hinsicht. Die Negativserie in der Liga soll genau wie die gegen Rödinghausen gestoppt werden. Besonders Ersteres liegt Mischok am Herzen. »Derby hin und Derby her: In erster Linie ist der CVJM ein Rivale, gegen den wir in unserer Situation versuchen müssen, Punkte gegen den Abstieg zu sammeln.« Obwohl Berg die Rödinghauser im Aufwind sieht, rechnet sich Mischok etwas aus: »Sie sind nicht so stabil, dass sie uns aus der Halle schießen werden.« Anders als im Hinspiel müsse man einen guten Start hinlegen und dranbleiben – Rödinghausen brach schon gegen Gütersloh und LIT NSM II nach der Pause ein.

Von seiner Mannschaft fordert der Spradower Trainer »Konzentration auf das Wesentliche. Wir müssen uns aufs Spiel fokussieren und nicht auf das, was drumherum passiert oder auch nicht passiert«, spielt Mischok auf die Suche nach seinem Nachfolger an. »Nebenkriegsschauplätze dürfen uns nicht beschäftigen«, mahnt Mischok, der die Ausgangslage dennoch als gut einschätzt: »Auch wenn wir jetzt dreimal in Folge verloren haben, sind wir eine andere Mannschaft als noch im Hinspiel.« Das ging verloren. Wie die letzten fünf Derbys gegen den CVJM auch. »Langsam sind sie fällig«, sagt Mischok – und ist gedanklich bei der Statistik.

HSG Spradow:

Die HSG Spradow hat zwar nicht so viele Ausfälle wie der CVJM Rödinghausen, um genau zu sein sogar nur einen – aber der wiegt schwer. Dimitri Rausch ist am gesamten Wochenende aus beruflichen Gründen verhindert und kann laut Trainer Malte Mischok im Derby nicht dabei sein: »Das tut weh«, sagt der Übungsleiter. Alle anderen Spieler seien allerdings fit und einsatzbereit – zumindest galt das vor dem Abschlusstraining.

CVJM Rödinghausen:

Rödinghausen hat wieder etwas mehr Alternativen. Tobias Hellmann ist wieder mit dabei und auch die zuletzt angeschlagenen Stefan Aberle und Martin Glüer sind fit. Mario Mylius wird sich zumindest wieder mit aufwärmen können. Zudem spielen Jens Hellmann und Corbinian Krenz zuvor nicht in der zweiten Mannschaft. Bei Jan-Hendrik Koch stehen die Chancen ebenfalls gut, dass er wieder zwischen den Pfosten stehen kann.

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