Geht doch!

Bünde(BZ). Die HSG Spradow kann einmal ganz tief durchatmen: Beim 23:20 (13:9) gegen den TSV Ladbergen ist den Handballern der erste Verbandsliga-Sieg der Vereinsgeschichte nach vier Pleiten zum Start gelungen.

»Mein Herz«, sagt der langjährige Abteilungsleiter Horst Mischok und fasst sich an die Brust. Die Schlussphase des Spiels ist nichts für schwache Nerven. Spradow spielt sich in der ersten Halbzeit ein Polster heraus, das nach dem Seitenwechsel sukzessive schmilzt. Beim 19:19 in der 53. Minute gelingt den Gästen der erste Ausgleich seit dem 1:1. Spradow wackelt. Gibt die HSG wieder ein Spiel nach guter Leistung aus der Hand? Der Angriffsmotor ist ins Stottern geraten, die Tore fallen nicht mehr so leicht wie in Durchgang eins. Dimitri Rausch trifft aus dem Rückraum zum 20:19, die Ladberger antworten postwendend mit dem 20:20. Manuel Taubenheim erhöht auf 21:20, da gibt es in der Abwehr eine Schrecksekunde. Rückraumriese Till Orgel wird unglücklich von Philipp Kuckhermann im Gesicht getroffen, zieht sich einen Riss über der Augenbraue zu. Blutflecken auf dem Hallenboden – für Orgel geht’s nicht weiter, sondern nach Abpfiff ins Krankenhaus.

Christian Brockschmidt, den Trainer Malte Mischok gerade nach zwei technischen Fehlern vom Platz genommen hat, muss zurück aufs Feld. Die Nerven liegen blank. Aber einer bleibt ganz ruhig: Daniel Habbe ist Spradows Fels in der Brandung. Mit zahlreichen guten Paraden hat er bis zu diesem Zeitpunkt einige Gegentore verhindert. Und auch dieses Mal steht die Mauer Habbe – Ballgewinn für die HSG.

Vorne gelangt der Ball zu Jan Frederik Koebke. Und der fackelt nicht lange: rein damit. »›Schwiddi‹ ist nie nervös«, beschreibt Mischok die Abgezocktheit des in dieser Saison bislang glücklosen Koebkes. Spradow führt 22:20 und handelt sich Sekunden später einen Siebenmeter ein. Mischok will am liebsten Björn Rollwitz für Habbe bringen, doch der räumt seinen Posten zwischen den Pfosten nicht. »Nach dem Spiel konnte ich nicht rausgehen«, sagt Habbe. Florian Graß tritt an, wirft – und scheitert. Der Ball geht über das Tor. Noch 37 Sekunden. Der TSV nimmt eine Auszeit, deckt offen, aber Koebke tankt sich durch, passt auf Manuel Taubenheim und der vollendet von Rechtsaußen – 23:20. Der Sieg ist perfekt. »Da fällt mir ein Stein vom Herzen«, sagt Vorsitzender Horst Droese. Und Horst Mischoks Pulsschlag beruhigt sich wieder.

»Die erste Halbzeit war klasse. Da haben wir richtig gut gespielt«, lobt Malte Mischok sein Team für den Auftritt in den ersten 30 Minuten. Trotz einiger Fehlversuche und Pfostentreffer spielt Spradow über 3:1, 7:3 und 11:6 eine 12:6-Führung heraus. In doppelter Überzahl kommt Ladbergen zur Pause aber näher heran – 13:9. »Wir hätten deutlicher führen können«, sagt Mischok. So wird’s nach der Pause noch einmal spannend. Nach dem 17:12 verkürzen die Gäste auf 17:15 und sind wieder zurück.

Vorne trifft die HSG nicht mehr ganz so gut. »Wir hatten aber trotzdem kaum Fehlwürfe, haben uns aber zu viele technische Fehler geleistet«, sagt Habbe, der maßgeblichen Anteil am ersten Saisonerfolg hat und seine Vordermänner in der Abwehr für eine starke Leistung lobt. »Nur die Anspiele an den Kreis haben wir nicht gut unterbunden.«

Malte Mischok ist nach dem Befreiungsschlag gut zufrieden: »Nach der super ersten Halbzeit war ja klar, dass wir irgendwann nervös werden.« Und dann nennt der Trainer einen Faktor für den Sieg: »Ladbergen verzeiht Fehler. Trotz vieler Fehlwürfe führten wir in der ersten Halbzeit klar. Rödinghausen, Sundwig oder Mennighüffen hätten das knallhart bestraft«, freut sich der Trainer über einen Gegner auf Augenhöhe.

HSG Spradow: Habbe, Rollwitz (n.e.) – Orgel (7), Potthoff (1), M. Langer, Rausch (3), Iffland (1), D. Langer (2), Theise (5/5), T. Koebke (n.e.), J. F. Koebke (1), Brockschmidt (1), Taubenheim (2).

TSV Ladbergen: Hruschka (1. – 60.), Hakmann (bei einem Siebenmeter) – Graß (1/1), Wiedemann, P. Schröer (6), Kuckhermann (3), Wüller (5), Sterz (1), Kütz (3), J. Schröer (1).

Siebenmeter:6/5 (Theise wirft an die Latte) – 2/1 (Graß wirft gegen Habbe über das Tor).

Zeitstrafen:8 (3x M. Langer, 2x D. Langer, 2x Potthoff, Orgel) – 5 (2x Wüller, Kuckhermann, J. Schröer, Sterz).

Schiedsrichter:Dehmelt/Winkelhane (Gelsenkirchen).

Torfolge:1:0, 1:1, 3:1, 3:2, 4:2, 4:3, 7:3, 7:4, 9:4, 9:6, 12:6, 12:8, 13:8, 13:9 – 13:10, 15:10, 15:13, 16:13, 16:14, 17:14, 17:15, 18:15, 18:17, 19:17, 19:19, 20:19, 20:20, 23:20.

So geht’s weiter: Spradow spielt am Samstag beim TuS 97 Bielefeld/Jöllenbeck II (19.45 Uhr).

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