Die Kür von Glüer

Bünde (BZ). Rückraumhandballer Martin Glüer wusste nicht mehr, wann er zuletzt 13 Tore erzielt hatte. Wahrscheinlich wusste er auch nicht mehr, wann der CVJM Rödinghausen zuletzt auswärts gewonnen hat. In dieser Landesliga-Saison gab’s das noch nicht. Ausgerechnet im Derby bei der HSG Spradow explodierte der CVJM und siegte mit 32:25 (16:10).

Es gibt Tage, da klappt so gut wie nichts. Für die HSG Spradow wäre das am Samstagabend vor 250 Zuschauern in der Moning-Halle noch ein guter Tag gewesen. Es klappte nämlich nicht so gut wie nichts, sondern gleich gar nichts. Während Trainervater Horst Mischok sprachlos war und Torwart-Routinier Björn Rollwitz nur sagte, dass er lieber nichts sagt, sagte Coach Malte Mischok: »Das war armselig.«
Die Frustrationsgrenze war knapp überschritten, denn die HSG hatte ihre Hochform irgendwo im Jahr 2010 liegen gelassen. Bis zum 5:5 (13.) lief das Derby noch ganz passabel, doch dann drehte der CVJM auf. Innerhalb von 57 Sekunden nahm das Spradower Unheil seinen Lauf. Ein schicker Unterarmwurf von Daniel Stühmeier, ein Treffer von Thomas Jürging und erneut Stühmeier per Tempogegenstoß – 5:8, Rödinghausen hatte nur vergessen, tschüss zu sagen.
Da es zum Aufgeben noch etwas zu früh war, schmiss Trainer Mischok nicht das Handtuch, sondern griff zur grünen Karte – Auszeit. Half nicht, denn nun entdeckte Glüer sein Gespür für goldrichtige Momente. Tor zum 9:6 in den Knick, Tor zum 12:8, Hinter-dem-Rücken-Pass auf Stühmeier zum 13:8, Tor zum 15:9, Tor zum 16:10 – Pause.
»Packt endlich richtig zu«, schlug Mischok seinen Mannen vor. Und tatsächlich. Nach dem Wechsel verkürzte Daniel Overlack mit zwei Toren auf 12:16 (33.). Doch das war’s mit der Aufholjagd. Es folgten elf Spradower Minuten ohne jedes Tor, während auf der anderen Seite die Glüer-Kür weiterging. Tor zum 17:12, Tor zum 18:12, Tor zum 20:12, Tor zum 22:13, Tor, Tor, Tor. Irgendwann war irgendwie klar, dass das für Spradow nichts mehr werden würde. Es klappte nichts. »Bei mir hat alles geklappt. Ich habe mich einfach gut gefühlt«, jubelte stattdessen Matchwinner Glüer.
Spradows Trainer Mischok war bedient: »Wir haben den Kerl nicht in den Griff gekriegt und vorne viel zu viel verworfen. Rödinghausens Torwart ist wahrscheinlich nicht einmal ins Schwitzen gekommen. Der hat höchstens blaue Flecken, so oft haben wir den abgeschossen.«
Die letzten Minuten bis zum 32:25-Endstand waren ein Rödinghauser Schaulaufen unter dem Jubel der mitgereisten Fans. Stefan Aberle durfte nach drei Zweiminutenstrafen im Fanbolck mitfeiern: »Das ist der totale Kick hier. Die Leute haben uns unmenschlich gepusht.« Große Erleichterung auch bei CVJM-Trainer Wolfgang Prüm: »Wir haben vor diesem Spiel miteinander gesprochen und wollten uns zusammenraufen. Heute haben die Jungs gezeigt, was in ihnen steckt. Die Abwehr stand super, Tim Clausing hat ein überragendes Spiel im Tor gemacht und Martin Glüer war unglaublich. Der Knoten ist geplatzt.« Nur Team-Manager Michael Rieso mahnte nach der Leistungsexplosion seines CVJM: »Nur mit Derbysiegen werden wir die Klasse nicht halten. Wir müssen jetzt nachlegen.«

HSG Spradow – Rödinghausen 25:32(10:16) 

HSG Spradow: Rollwitz, Nolte – Iffland (2), Rausch (1), Scholz (4/2), M. Langer (2), Morasch (1), Heise, Overlack (5), Koebke, M. Langer, Volsdorf (9), Sturhan (1), Schulz.
CVJM Rödinghausen: Wende, Clausing – Aberle (1), Glüer (13), D. Hellmann, J. Hellmann (1), M. Hellmann (1), T. Hellmann (8/3), Jürging (3), Mylius (1/1), Stühmeier (4), Sturm, Wengerowski.
Siebenmeter: 2/2 – 6/4 (T. Hellmann wirft daneben und Mylius scheitert an Nolte.
Zeitstrafen: 6 Min. – 12 Min.
Zuschauer: 250.
Torfolge: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 3:2, 3:4, 4:4 (10.), 4:5, 5:5, 5:8, 6:8, 6:10, 7:10, 7:11, 8:11 (20.), 8:14, 9:14, 9:15, 10:15 – 10:16, 12:16, 12:20, 13:20, 13:22, 14:22, 14:24, 15:24, 15:25, 18:25, 18:26 (51.), 19:26, 19:27, 20:27, 20:28, 22:28, 22:30, 23:30, 23:31, 24:31, 24:32, 25:32.
So geht’s weiter: Spradow empfängt Samstag GWD Minden III, Rödinghausen fährt am Samstag zur HSG Altenbeken/Buke.

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