Die bösen Geister sind wieder da

Von wegen Vorentscheidung im Meisterrennen: Spradow hat zwar immer noch einen Punkt Vorsprung auf Porta und in den letzten drei Spielen alles in der eigenen Hand, aber Porta bleibt der HSG im Nacken. Und das liegt an der Spradower Schwäche in Spitzenspielen. Es ist das fünfte von sechs Duellen gegen die direkte Konkurrenz, das das Team von Malte Mischok vergeigt. Eine ernüchternde Bilanz. »Alles Käse«, schimpft der Spradower Trainer. »Wir müssen auch ‚mal die Big Points machen.« Sein Vater Horst und Teammanager René Grohmann haben zuvor versucht, die Niederlage ein wenig zu beschönigen. »Dann gewinnen wir eben die nächsten drei Spiele. Dann ist Ruhe«, sagt HSG-Urgestein Horst Mischok. Von Panik ist in seinen Worten keine Spur. »Wir haben noch zwei Heimspiele. Ich bin mir ganz sicher, dass wir aufsteigen. Jetzt müssen wir den Jungs das Selbstvertrauen zurückgeben«, unterstrich Horst Mischok Eichhorns These. Sein Sohn will davon nichts hören. Zu groß ist der Ärger über die Pleite in Porta.
Für einen Tabellenführer mit drei Punkten Vorsprung präsentiert sich die HSG in der Karl-Krüger-Halle wenig selbstbewusst. Der Spitzenspiel-Fluch ist in den Hinterköpfen verankert. Die Angst spielt mit. Spradow führt zwar mit 1:0, gerät aber mit 1:2 und nach dem 4:4 mit 4:8 in Rückstand. »In der ersten Halbzeit haben wir uns durch Undiszipliniertheiten in die Bredouille gebracht. Neun Technische Fehler sind viel zu viel«, schimpft Malte Mischok. Zweimal dem sonst so sicheren Schützen Sebastian Theise und einmal Malte Langer versagen vom Siebenmeterpunkt die Nerven. Immerhin kämpft sich Spradow bis zur Pausensirene nach einem 9:13 auf 11:13 heran – die HSG ist zumindest in Schlagweite.
Bis zum 17:20 bleibt der Rückstand bei drei Toren, dann folgt Spradows beste Phase. Till Orgel verkürzt in Überzahl auf 18:20. Eichhorn löst nun seinen Torwart auf und bringt mit Patrick Kurz einen zusätzlichen Feldspieler. »Ein todsicherer Trick, der eigentlich immer klappt«, sagt Eichhorn. Kurz schleicht sich auf die linke Seite, doch Spradow fängt den Ball ab und Torwart Daniel Habbe feuert einfach drauf los. Kurz rennt mit seinem grünen Leibchen in Richtung des verwaisten Porta-Tores, doch Habbes Wurf landet im Netz als Kurz gerade die Mittellinie überquert hat – 19:20. Leitet Eichhorns missglückter Griff in die Trickkiste die Wende ein? Frederik Iffland erzielt in der 47. Minute vom Kreis sein einziges Tor zum 20:20. Ausgleich. Spradow ist drin im Rennen. »Kompliment. Da hat sich das Team super rangekämpft«, lobt Mischok.
Die Freude währt nicht lange. Nach dem 21:20 für Porta wirft Frederik Iffland an die Latte, Porta erzielt das 22:20. Vorne verwirft nun Orgel, hinten sorgt der in dieser Phase bärenstarke Nicolas Held aus dem Rückraum für das 23:20. » Ein Rückschlag, von dem sich die HSG nicht mehr erholt. »In dieser Phase waren wir viel zu hektisch. Dabei hätte Porta nach unserer Aufholjagd hektisch werden müssen«, analysiert Mittelmann Christian Brockschmidt. »Da kämpfst du dich gut ran und machst die Big Points nicht«, ärgert sich Mischok. Das Spiel ist verloren, am Ende steht’s 30:26. Porta jubelt – und bei Spradow sind die bösen Geister wieder da.
Minutenlang verharren die Spieler am Boden oder auf der Bank, ziehen sich die Trikots übers Gesicht. »Die Torhüter haben uns heute auch nicht geholfen«, flucht Mischok. »Jeder Schuss von Außen war ein Treffer.« Vor der Partie hatte Dennis Eichhorn den entscheidenden Spradower Vorteil beim »besten Torwart-Gespann der Liga« gesehen. Am Samstag hielt Portas Christian Potthoff so gut wie Björn Rollwitz und Daniel Habbe zusammen.

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