Der Sieger trägt Lederhose

Nach dem fünften Derbysieg in Folge wird es bayrisch: Die CVJM-Spieler gehen mit ihren Partnerinnen, die das Spiel schon im Dirndl verfolgen, in die Bünder Stadthalle. Zwei Tische hat Rödinghausen bestellt. »Für genug Bier ist auch gesorgt«, verrät Linksaußen Daniel Hellmann, der sich extra eine Lederhose geliehen hat. Rödinghausen tanzt auf den Tischen – und die Fans sind schon in der Siegfried-Moning-Halle früh in Feierlaune.

Trainer Thomas Berg bietet seine momentan erste Sechs auf dem Feld auf. Martin Glüer beginnt auf Linksaußen, Dennis Czauderna auf rechts, Sascha Kampeter in der Mitte, Christoph Mylius am Kreis und Alexander Deuker sowie Zeljko Kecman auf den Halbpositionen im Rückraum. Die Gäste legen eine schnelle 3:0-Führung vor, erst nach sieben Minuten trifft Dimitri Rausch zum ersten Mal für Spradow. Über 7:2 geht es zum zwischenzeitlichen 9:5.

Rödinghausen ist im Angriff, dann entscheiden die Schiedsrichter auf Freiwurf für Spradow. (23.). Dimitri Rausch will schnell ausführen, wird aber von Sascha Kampeter ungestüm daran gehindert. Rausch revanchiert sich mit einem Schubser. Nur mit Mühe können die Schiedsrichter Michalski/Ott eine Rudelbildung verhindern. Als sich die Gemüter beruhigt haben, fällen sie ihr Urteil: Rot mit Bericht für Rausch, zwei Minuten für Kampeter. »Ich wollte nur den Freiwurf schnell ausführen. Ich bin kein aggressiver Spieler«, beteuert Rausch seine Unschuld. Raus muss er trotzdem. Ausgerechnet Rausch. »Mit seiner Dynamik hat er uns in den ersten 20 Minuten im Spiel gehalten«, sagt sein Trainer Malte Mischok. »Als er raus war, war klar, dass es für uns ganz schwierig werden würde.« Schließlich fehlt im Derby mit Kapitän Malte Langer schon ein wichtiger Spieler aus beruflichen Gründen.

Und doch ist Spradow beim 7:11 durch Tim Koebke zumindest in Reichweite. Björn Rollwitz hält nun einen Siebenmeter von Dennis Czauderna. Spradow kann verkürzen. Und wird stattdessen innerhalb kürzester Zeit in seine Einzelteile zerlegt. Deuker, Kampeter, Mylius und Kecman ballern zur Pause ein 15:7 für Rödinghausen heraus. Die Entscheidung.

Malte Mischok kocht vor Wut: »Auch wenn ›Dimi‹ nicht mehr dabei war, haben wir immer noch 13 Mann im Kader. Innerhalb von drei Minuten haben wir das Spiel gänzlich in eine Niederlage umgewandelt. In drei Minuten gab es fünf technische Fehler oder überhastete Abschlüsse. Das ärgert mich maßlos. Zur Pause war das Derby verloren. In fünf Minuten haben wir Rödinghausen den Sieg auf dem Silbertablett serviert.«

Nach dem Seitenwechsel macht der CVJM zunächst erbarmungslos weiter. Schlums, Tor, Deuker, Tor, Deuker, Tor. Spradow liegt beim 7:18 mit elf Toren zurück, erst dann verkürzt Till Orgel zum 8:18.

Rödinghausen hat genug getan, schaltet mehrere Gänge zurück und schont in einer stickigen Halle die Kräfte. Bis zum Abpfiff kann Spradow den Rückstand immerhin noch halbieren. »Wir hätten Spradow abschießen können«, stellt Thomas Berg fest. »Vielleicht fehlt uns das noch zu einer absoluten Spitzenmannschaft. Heute war ein Klassenunterschied zu erkennen.«

Immerhin sieht Spradow beim 21:26-Endergebnis nicht ganz so schlecht aus, schließlich wäre auch ein richtiges Debakel möglich gewesen. »Die zweite Halbzeit war ordentlich. Wir haben uns nicht widerstandslos abschlachten lassen. Aber das ist in einem Derby selbstverständlich«, sagt Mischok nach der fünften Niederlage gegen Rödinghausen in Folge. Derbys gegen die HSG sind für den CVJM ein Selbstläufer. Oder eine gemähte Wiese.

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