Der Derbysieger vom Dienst klopft in Spradow an

Bünde(BZ). Als ob die Sorgen bei der HSG Spradow nicht schon groß genug wären. Nach dem Fehlstart mit 1:11 Punkten und der Entlassung von Trainer Thomas Beschorner steckt der Handball-Verbandsligist in einer tiefen Krise. Und ausgerechnet jetzt kommt am Samstag (18 Uhr) der Derbysieger vom Dienst vorbei: Der CVJM Rödinghausen ist Spradows Angstgegner. Die Durststrecke

Wenn sie doch bloß wüssten, wie man diese Rödinghauser schlägt. Fragt man bei den Mini-Handballern der HSG nach – einen Derbysieg gegen Rödinghausen haben sie noch nicht erlebt. Auch als beide Teams noch in der Landesliga spielten, siegte der CVJM mit schöner Regelmäßigkeit. Spradow konnte zwar in der Tabelle besser platziert sein, aber in den Ortsduellen war stets nichts zu holen. Jemand, der den Spradowern ein Patentrezept liefern könnte, wie man den Rivalen vom Wiehen schlägt, wird dies nicht tun. »Heute nicht«, sagt Pascal Vette. Der 41-Jährige sitzt mittlerweile bei Rödinghausen auf der Trainerbank. In der Saison 2007/2008 besiegte er als letzter HSG-Coach Rödinghausen. Genauer gesagt am 20. Oktober 2007. Spradow gewann in der Bezirksliga 26:23. Beim CVJM damals noch im Kader: Jens Grotemeier. Und mit Stefan Aberle einer, der in der Vorwoche noch als Ersatzmann Gewehr bei Fuß stand. Die Trainerentlassung

Für Nostalgie war in dieser Woche am Herzogweg keine Zeit. Der Verein feuerte Trainer Thomas Beschorner. Einen Ur-Spradower, der sich bereit erklärt hatte, nach dem Rückzug von Malte Mischok das Team zu übernehmen. Die Angst vor dem sportlichen Absturz war bei den HSG-Verantwortlichen offenbar größer als die Verbundenheit zu Beschorner. Am Dienstag setzte die sportliche Führung das Team von der Entlassung in Kenntnis. Co-Trainer Julian Brandt übernahm und soll auch im Derby auf der Bank sitzen. Schon am Samstag könnte Spradow aber einen neuen Trainer präsentieren. »Während der Saison sind nicht viele Trainer verfügbar«, sagte Teammanager René Grohmann. Aber es gibt Möglichkeiten. Frei wäre beispielsweise der beim TuS Spenge entlassene Thomas Elschner. Die Reaktionen

Die Spieler seien nach der Verkündung der Beschorner-Entlassung im ersten Moment geschockt gewesen, berichtet Julian Brandt. »Danach im Training und auch am Donnerstag haben sie aber gut trainiert. Das Team ist sich bewusst, dass es an der Situation auch eine große Schuld trägt«, spielt Brandt auf die Sieglos-Serie an. Alles auf den Trainer zu schieben, wäre sicherlich zu einfach. Denn der taugt nun nicht mehr als Alibi. »Das war auch ein Signal an die Mannschaft, das bei jedem angekommen zu sein scheint«, sagt Brandt. »Die Spieler sind jetzt in der Pflicht. Jeder weiß, dass jetzt Leistung kommen muss. Der Anpassungsprozess für die neuen Spieler muss jetzt natürlich schneller zu Ende gehen.«

CVJM-Coach Pascal Vette will sich zur Entlassung seines Freundes Beschorner, mit dem er bereits gemeinsam Spradow III trainierte, nicht äußern: »Mein Thema ist, wie wir zwei Punkte holen und nicht, welche Feuer in Spradow losgetreten worden sind. Für Thomas tut es mir leid. Seine Entlassung muss für uns aber nicht von Vorteil sein«, befürchtet Vette eine entsprechende Reaktion der Spradower Spieler. Die Favoritenrolle

Rödinghausen hat sie. Und Rödinghausen nimmt sie an. Julian Brandt sagt: »Der CVJM wäre auch in jeder anderen Situation der Favorit gewesen. Auch wenn sich beide Teams etwas verändert haben, kennt man den anderen ganz genau.« Pascal Vette fällt selbst als »vermeintlichem Insider die Analyse der HSG schwer. Spradows Stärken liegen in der Deckung. Das ist bestimmt keine Angriffsmaschine. Aber wir müssen aufpassen, dass der Knoten nicht ausgerechnet gegen uns platzt. Auf Till Orgel muss man aufpassen, aber seine Nebenleute sind nicht zu unterschätzen.« Zudem habe der CVJM in der Vorwoche gegen Hüllhorst gemerkt, dass es in dieser Liga kein Kanonenfutter gibt. Vette konnte nicht vor Ort sein, stellte im Videostudium aber Parallelen zwischen Spradow und Hüllhorst fest. »Und ich könnte mir vorstellen, dass Spradow weiß, wie man uns besiegen kann.« Die Personalsituation

Bei der HSG fallen Daniel Langer und Tim Koebke weiterhin aus. Gut vorstellbar, dass Jan-Frederik Koebke fürs Derby von seinem Studienort zurückkehrt. Größer sind die Personalsorgen beim CVJM. Torwart Tobias Linke, Johannes Maschmann, Manuel Taubenheim und eventuell Stefan Listing fehlen.

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