Den Horizont erweitert
Etwas irritiert schaut Tobias Langer auf die gefährlich aussehende Waffe in seiner Hand. Anstatt des gewohnten Handballs umfassen die Finger des Spradower Kreisläufers einen Säbel. Mit dieser Fechtwaffe soll Tobias nun, durch einen Fechtanzug geschützt, gegen seinen Bruder Lars antreten. „Wir wollten einfach mal ein wenig Abwechslung in unsere Vorbereitung bringen. Ich bin ein Fan davon, wenn sich ein Sportler auch mal mit anderen Sportarten beschäftigt. Das erweitert den Horizont“, erklärt HSG-Spielertrainer Thomas Beschorner seine ungewöhnliche Trainingsmethode.
Insgesamt zwölf Akteure des Bünder Handballclubs stehen in der Quernheimer Turnhalle und lauschen den Ausführungen von Tiberiu Rapolti. Der Rumäne ist Fechttrainer beim QFC und führt in einer zweistündigen Einheit die HSG-Spieler in die bisher unbekannten Geheimnisse des Fechtsportes ein. „Er zeigt ihnen, worauf es beim Fechten besonders ankommt. Eine gute Reaktion, eine schnelle Auffassungsgabe und starke Finger sind ja auch beim Handball nicht unwichtig“, findet Dorian Heidenreich. Der erste Vorsitzende des Quernheimer Fechtclubs freut sich über das außergewöhnliche Treffen der beiden unterschiedlichen Sportarten: „Davon kann doch jede Seite nur profitieren. Es sieht zwar am Anfang vielleicht etwas witzig aus, aber es macht Spaß und bringt bestimmt auch was.“
In der Tat erscheinen die ersten typischen Fecht-Bewegungen der Handballer etwas staksig. Doch mit der Zeit lassen sich die Beschorner-Schützlinge immer besser auf die neue Sportart ein und spätestens beim abschließenden Duell mit richtiger Waffe und vollständigem Fechtanzug ist bei den HSG-Spielern auch die letzte Skepsis verflogen. „Eine solche Aktion hält die Stimmung in der Mannschaft oben. Und vielleicht nimmt der eine oder andere Spieler ja wirklich ein bisschen mehr Athletik oder Schnelligkeit aus diesem Training mit“, so Beschorner, der in der nächsten Woche mit seinem Team auch noch eine Trainingseinheit im Bogenschießen durchführen wird.
Ob der HSG II diese Aktionen beim ersten Saisonspiel in vier Wochen gegen die HSG EGB Bielefeld II helfen werden, bleibt offen. Für Lars und Tobias Langer allerdings hat sich das Fecht-Training jedenfalls gelohnt. Nach einer Viertelstunde im ständigen Duell nehmen die beiden Spradower Brüder schweißgebadet ihre Schutzmaske vom Kopf und vertiefen sich mit ihren Mannschaftskollegen in eine lebhafte Diskussion. In Sachen Teambildung waren die zwei Stunden beim QFC ein voller Erfolg.