Das Kartenspiel wird bunter

Kreis Herford. Ein bisschen Goethe passt immer – auch in die handballlose Zeit: "Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde." Zurzeit rührt sich wenig in der Szene, die Teams formieren sich neu und starten weitgehend im verborgenen in die Vorbereitung.

In ziemlich genau drei Monaten, am 10. September, beginnt die Saison 2016/2017 – inklusive aller Risiken und Nebenwirkungen. Wenn es im Wettkampfbetrieb zur Sache geht, dann stehen auch wieder die Schiedsrichter und ihre Entscheidungen im Fokus. Die Unparteiischen müssen für die kommende Spielzeit fünf Regeländerungen lernen. Deren Anwendung wird sicher auch zu Diskussionen und Protesten führen.

Sven Caspari, Schiedsrichterlehrwart des Handballkreises Bielefeld/Herford, erklärt die Neuerungen: "Einige der neuen Regeln werden kaum auffallen. So muss der siebte Feldspieler, der statt des Torwartes eingesetzt wird, kein Leibchen mehr tragen."

Ebenfalls unproblematisch ist, dass ein Feldspieler nach einer Behandlung auf dem Feld raus muss und erst nach drei abgeschlossenen Angriffen seines Teams wieder zurück ins Spiel darf. Über den Sinn dieser Regel lässt sich streiten, denn, so Caspari: "Im Handball wird ja nicht durch Verletzungen Zeit geschunden. Diese Regel könnte aber ohnehin lediglich in der Bundesliga Anwendung finden."

Mit der blauen Karte füllt sich der Werkzeugkasten der Referees. Das neue Stück Karton symbolisiert eine Hinausstellung mit anschließendem Bericht. Dafür muss zunächst die Rote Karte und anschließend die blaue gezeigt werden. Eine einfache Hinausstellung wird nur durch die Rote Karte angezeigt.

Hitziger könnte die Anwendung der neuen 30-Sekunden-Regel werden. Statt, wie bisher, in der letzten Minute, werden grobe Regelverstöße nun in den letzten 30 Sekunden besonders hart bestraft. Neu dabei ist, dass etwa ein verhinderter Anwurf mit einer Roten Karte (das war schon üblich) und zusätzliche einem Siebenmeter für die benachteiligte Mannschaft geahndet wird. "Im Sinne der Fairness ist das sicher eine bessere Entscheidung, denn das benachteiligte Team erhält so die Möglichkeit, die vereitelte Torchance per Siebenmeter nachzuholen", so Caspari.

Der Schiedsrichterlehrwart glaubt, dass auch die neue Auslegung des passiven Spiels (Zeitspiel) zu hitzigen Situationen führen könnte. Wird Zeitspiel angezeigt, darf die angreifende Mannschaft nur noch sechs Pässe ausführen. Freiwürfe, die zwischendurch zugesprochen werden, setzen die Zählung aber nicht wieder auf Null. "Das", so Caspari, "erfordert noch genauere Erklärungen. Was, wenn der sechste Pass beispielsweise ins Aus geht?" Die wiederholte Unterbrechung der sechs Pässe per Foul soll dafür härter bestraft werden. "Sonst könnte der Gegner ja nach jedem Pass den Angreifer fest machen. Das soll auch vermieden werden", sagte Caspari, der aber selbst noch auf genaue Kommentierung der neuen Regeln wartet. Bleibt zu hoffen, dass es nicht mit Goethe endet: "Gut ist der Vorsatz, aber die Erfüllung schwer."

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