Das Finale

Es soll ein Heimspiel am letzten Spieltag werden. Um 16.45 Uhr rollt der Fanbus an der Sporthalle am Herzogweg in Richtung Blomberg. Die Mannschaft befindet sich dann schon auf der 61 Kilometer langen Anreise. »Es ist nicht so, dass wir uns eine bunte Mütze auf den Kopf setzen und im Partybus dahin fahren«, hat Trainer Mischok gehörigen Respekt vor der Aufgabe. »Für den Gegner geht es schließlich auch um alles.«
»Ausverkauft«, meldet derweil Teammanager René Grohmann ein großes Interesse der Anhänger an der Busfahrt. »Viele sind aber abergläubisch und kommen mit dem eigenen Auto«, verweist Grohmann auf eine Niederlagenserie bei Busfahrten. »Aber jeder Fluch geht einmal zu Ende.«
Eine Serie soll auch in Blomberg enden. Die bisher letzten HSG-Ergebnisse bei Spradow-Gastspielen gegen Großenmarpe: 22:32, 26:30. »An einen Auswärtssieg in Großenmarpe kann ich mich nicht erinnern«, sagt Grohmann. Ein Blick ins Archiv verrät aber: Vor drei Jahren siegte Spradow in Blomberg 27:24.
Während es für Spradow um den Aufstieg geht, kämpft Großenmarpe ums Überleben. Eine Niederlage würde den sicheren Abstieg des Landesliga-Dinos bedeuten, der sich maximal mit einem Sieg in die Relegation retten könnte. Um nach diesem Strohhalm zu greifen, will Großenmarpe alles aufbieten, was sie aufzubieten haben. »Das Gute ist, dass es für Großenmarpe noch um etwas geht«, setzt Dennis Eichhorn auf den TVG. Der Trainer der HSG Porta ist eine Stunde nach Spielbeginn in Blomberg mit dem Tabellenzweiten zu Gast beim Dritten HSG EURo. Auf den setzt René Grohmann für den Fall der Fälle: »Ich kenne Trainer Dirk Schnake ziemlich gut und weiß, dass er dieses Spiel ganz bestimmt nicht abschenken wird.« Doch auf ein Ergebnis aus Unterlübbe wollen die Spradower am Samstagabend nicht warten müssen. »Die Mannschaft ist stabil«, sagt Grohmann. Nach der Niederlage im Spitzenspiel bei der HSG Porta löste Spradow die Aufgaben gegen LIT NSM III und Lahde/Quetzen souverän – trotz eines eminent hohen Drucks. Dennis Eichhorn bleibt derweil bei seiner Aussage nach dem Spitzenspiel: »Spradow wird aufsteigen. Dazu stehe ich. Spradow wird sich die berühmte Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen.« Und dennoch wird Porta in Unterlübbe noch einmal alles geben. »Wir haben jetzt 6:0 Punkte in Folge geholt und wollen auch das letzte Saisonspiel gewinnen. Dann haben wir uns nichts vorzuwerfen.« Das Handy hat Eichhorn am Samstagabend immer am Mann, dem Team wird er das Ergebnis aus Blomberg aber vermutlich nicht verraten. Schon zur Pause des EURo-Spiels dürfte feststehen, wie Spradow gespielt hat.
René Grohmann spürt eine »freudige Erregung«. Von Nervosität ist beim Teammanager vor dem Saisonfinale keine Spur. »Eine vergleichbare Situation hatte Spradow vor gefühlten 100 Jahren. Damals haben wir den Aufstieg in Altenhagen nicht geschafft. Da spielte noch Wolfgang Prüm für uns.« Die Spradower Entschlossenheit ist dieses Mal beträchtlich. »Wenn wir das jetzt nicht schaffen, dann war die ganze Saison für den Eimer«, sagt Grohmann. »Der ganze Verein freut sich auf dieses Spiel. Auch unsere Alt-Internationalen fiebern richtig mit. Hier blüht gerade ein schönes Pflänzchen«, spricht Grohmann von riesiger Euphorie bei der HSG.
Malte Mischok und die Spieler müssen all das ausblenden. »Mir wäre es auch lieber, wir würden am letzten Spieltag gegen gesicherte Lahder oder gegen EURo spielen. Porta hat da die leichtere Aufgabe«, sagt Mischok. »Von der Bundesliga bis zur Kreisliga C gibt es an letzten Spieltagen immer wieder kuriose Ergebnisse, an denen ein Kellerkind jemanden von ganz oben schlägt. Das wird super schwer für uns. Wenn wir aber unsere Nerven im Griff haben und das Leistungspotenzial abrufen, dann sollte die Qualität doch für uns sprechen.«
Bei der Aufstellung hat Mischok am Samstagabend alle Möglichkeiten. »Alle Spieler sind fit und alle sind gut drauf. Wir haben gut trainiert. Die Anspannung ist natürlich groß. Aber es wäre ja schlimm, wenn das nicht so wäre. Das Spiel wird schließlich kein Selbstläufer.« Und wenn der Tabellenführer dann beim Vorletzten nicht gewinnt, hätte er den Aufstieg vermutlich auch nicht verdient. Oder, Malte Mischok? »Wenn EURo dann gegen Porta gewinnt, nehmen wir den Aufstieg dennoch mit.« Es wäre die Krönung der Vereinsgeschichte.

Die Ausgangslage
Die HSG Porta liegt einen Punkt hinter der HSG Spradow, hat aber den direkten Vergleich mit dem Tabellenführer gewonnen. Spradow genügt das gleiche Ergebnis wie Porta zum Aufstieg. Verlieren beide Teams, ist Spradow durch. Das gleiche gilt für zwei Unentschieden. Erreicht Spradow in Großenmarpe aber nur ein Remis, könnte Porta mit einem Sieg bei EURo nach Punkten gleichziehen und wäre Meister. In jedem Fall wäre Spradow bei einem Sieg Meister der Landesliga.

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