Das Derby scheidet die Geister
Bünde (BZ). Das Ortsduell der Handball-Landesliga zwischen der HSG Spradow und der SG Bünde-Dünne (Samstag, 17 Uhr) spaltet nicht nur ganze Familien. Auch die Experten sind sich vor der »Mutter aller Derbys« uneins.
Wolfgang Prüm und Pascal Vette kennen das Landesliga-Geschäft aus dem Effeff. Und auch bei der HSG Spradow sind beide Fachleute. Saßen sie schließlich – genau wie SGBD-Coach Peter Schläger – bei der HSG jahrelang auf der Trainerbank. 25:22 für Spradow tippt Vette. »Wegen des Heimvorteils«, scherzt der 36-Jährige aus alter Verbundenheit. »Aber ich wünsche meinem Freund Malte Mischok den Sieg.« Daumendrücken oder zumindest Zuschauen wird Vette von der Tribüne aus. Ob er da auf Wolfgang Prüm trifft, steht noch nicht fest. Denn der Rödinghauser Trainer liebäugelt damit, sich die Partie Lemgo III gegen Löhne anzuschauen. Einen Derby-Tipp hat aber auch Prüm parat und setzt gegen seinen Ex-Club – 27:29.
Das mag René Grohmann nicht glauben. »Wird eine ganz enge Kiste«, sagt der Spradower Betreuer. »So wie bei Rödinghausen gegen Dünne. Aber ich hoffe, dass sich unsere bessere Bank am Ende durchsetzt.« »Inge« sieht Spradow im Vorteil.
Die Daumen drückt Ulfried Mailänder auch. Aber für die SGBD. Das Dünner Urgestein hat schon so manches Derby miterlebt. Zu einem Tipp mag sich Mailänder aber nicht hinreißen lassen: »Ich tippe nicht. Das ist ein Ortskampf. Aber ich bin voller Zuversicht, dass unsere junge Truppe das schafft.« In erster Linie möchte er ein »vernünftiges Handballspiel sehen. Ganz ohne Emotionen. Ich bin froh, dass es freundschaftlicher zugeht als noch in der Vergangenheit.«
Ressentiments hegt auch Peter Schläger nicht. »Ich freue mich auf viele alte Bekannte«, sagt der Bünder Trainer. »Ich empfinde diese Rivalität nicht. Schließlich war ich zwei Jahre lang Trainer bei Spradow.« Zu seinen Spielern zählte damals Malte Mischok. »Ich weiß noch, wie er sich kurz vor der Winterpause das Kreuzband gerissen hat. Das tat mir in der Seele weh.« Heute wird Schläger keine Rücksicht auf seinen Ex-Spieler nehmen. »Wir wollen das Derby gewinnen. Für mich ist zweitrangig, gegen wen es geht. Wichtig ist, dass wir unser Punktekonto ausgleichen.« Die Situation ist für Bünde-Dünne ähnlich wie vor dem Spiel in Rödinghausen. Auch damals hatte die SGBD ein Erfolgserlebnis verzeichnet und war drauf und dran, sich von den Kellerrängen abzusetzen. Ein Sieg im Derby würde das bedeuten. Damit der gelingt, müsse man sich gut auf die 3-2-1-Deckung der HSG einstellen. Schläger: »Mit dieser Abwehrvariante sind wir beim 30:24 gegen GWD Minden III aber auch schon gut klar gekommen.«
HSG-Kapitän Torben Sturhan hatte es sich beinahe schon gedacht, dass die SGBD mit dem Gedanken spielt, das Derby gewinnen zu wollen. »Aber das geht uns auch so. Einen klaren Favoriten gibt es in solchen Spielen eh nicht. Also hoffen wir auf ein unterhaltsames Spiel.« Für Spradows Trainer Malte Mischok ist die interessante Frage, wer die Nervosität als Erster ablegt. Ich hoffe, dass wir das sind.« Die Spieler seien im Training unheimlich aufgeregt und unruhig gewesen. »Sie wissen, dass ein besonderes Spiel ansteht.« Ich gehe davon aus, dass das bei Bünde ähnlich ist.« Als Spieler hat Mischok das Derby einmal selbst durch ein Tor von Rechtsaußen fünf Sekunden vor Schluss entschieden – unter Trainer Wolfgang Prüm. »Damals waren Derbys Schlachten. Nach Niederlagen war ich tagelang nicht ansprechbar. Heute ist die große Rivalität nicht mehr da.«
Personalien
Bis auf Raoul Wittemeier sind bei der SGBD alle Spieler fit. Der Kapitän laboriert an einer Grippe, will sich aber das Derby nicht entgehen lassen. Bei Spradow sind alle an Bord.