Abenteuerland

Alles andere als der Wiederabstieg wäre ein Wunder. Selbst für Thomas Beschorner. »Wenn wir drin bleiben, wäre das eine riesige Überraschung. Wir haben nicht die Qualität, um einen sicheren Mittelfeldplatz anzupeilen«, rechnet der Coach mit einer Zitterpartie. Versuchen muss sich die HSG-Reserve in der Münsterland-Staffel 2. »Für den Zuschauerzuspruch ist das nicht so gut«, sagt Beschorner. Derbys mit den Teams aus dem Kreis Minden-Lübbecke gibt’s nicht. Nahegelegen und bekannt sind nur die Gegner TG Herford, HT SF Senne und TuS Jöllenbeck III. »Ich kann die Liga überhaupt nicht einschätzen«, sagt Beschorner. »Viele sagen sie sei leichter. Aber belegen kann das niemand.« Wenig Freude kommt bei den weiten Auswärtsfahrten auf. »Fünfmal müssen wir mehr als 100 Kilometer fahren«, weiß Beschorner, der die Liga ansonsten gar nicht einschätzen kann. »Ich kenne auch die Trainerkollegen nicht, so dass es schwer wird, Informationen zu sammeln.«
Wichtig sei ein guter Start in die Saison. Los geht’s am 12. September bei DJK Everswinkel II. »Danach haben wir zwei Heimspiele. Spätestens dann müssen die ersten Punkte her«, sagt Beschorner. »Zunächst müssen wir ein Gefühl für die Liga bekommen.« Und auch an Niederlagen wird sich die HSG II gewöhnen müssen. »Viele gab es davon in den vergangenen Jahren nicht«, sagt Beschorner. Zweimal Dritter, zweimal Zweiter und zuletzt Meister – eine Fünf-Jahres-Bilanz, die sich sehen lassen kann. »Die Mannschaft ist gewachsen«, sagt der Trainer. Und doch sieht er eine ganze Reihe personeller Probleme auf sich zu kommen. Der Kader ist dünn. Sören Schmidt und Vitali Hense studieren bald, Maximilian Schöne ist bei der Bundeswehr in Münster. Das Trio kann nur eingeschränkt trainieren. Nur vier Rückraumspieler hat Beschorner im Kader, zwei davon können regelmäßig an den Einheiten teilnehmen. »In der Kreisliga A konnte man das noch ausgleichen. In der Bezirksliga ist das nicht möglich.« Einen Torwart und einen Rückraumspieler – so hofft Beschorner – wird er aus der ersten Mannschaft herunter bekommen. Eine Garantie dafür hat er, erst Recht nach der Verletzung von Daniel Overlack, nicht. »Dennoch haben wir eine gute erste Sieben. Danach gibt es aber einen Qualitätsverlust auf der Bank«, sagt Beschorner schonungslos, »ohne dabei jemandem weh zu tun. Die wichtigen Säulen müssen funktionieren.«
Für einen Dorfverein wie Spradow mit nur wenigen hundert Mitgliedern, sei es »aller Ehren wert, eine zweite Mannschaft ausschließlich mit Spielern aus den eigenen Reihen in der Bezirksliga zu haben«. Doch den Nachwuchs sieht Beschorner in Gefahr: »Schon das zweite Jahr in Folge kommen keine Spieler mehr hoch. Da sieht man, wie wichtig die Jugendarbeit ist.« Bis man wieder Nachwuchs-Handballer einbauen könne, dauere es noch zwei bis drei Jahre. Immerhin kann Beschorner auf Bewährtes vertrauen: »In der Deckung haben wir eine hohe Qualität. Da uns bis auf Maxi Schöne ein Shooter fehlt, müssen wir über das Spielerische kommen und mit unseren flinken Außen die Tempogegenstöße nutzen.« Und dann geht’s auf Bezirksliga-Entdeckungstour. »Wir sehen das als Abenteuer«, sagt Beschorner. Und wenn’s schief geht – halb so wild.

Der Steckbrief
Abgänge: Jan-Frederic Koebke, Sven Nolte (beide HSG I), Marc Bachmann (Betreuer).
Kader: Thomas Beschorner, Jan Weiler – Thomas Peitzmeier, Tobias Langer, Timm Eikötter, Sören Schmidt, Lars Langer, Jens Langer, Maximilian Schöne, Marius Oebke, Vitali Hense, Jan Weiler, Falko Meier, Hendrik Knicker.
Trainer: Thomas Beschorner.
Saisonziel: Klassenverbleib.

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