Abend der Ernüchterung

Bünde(BZ). Das Abstiegsszenario bei Handball-Verbandsligist HSG Spradow nimmt konkretere Formen an. Interimstrainer Julian Brandt hatte vor seinem vorletzten Spiel auf der Bank die »Wochen der Wahrheit« ausgerufen. Sie begannen mit einer Ernüchterung. Im Kellerduell gegen die TG Hörste bekam Spradow in der Abwehr keinen Zugriff und verlor 32:36 (15:15). Kurz vorm Fest klopft das Abstiegsgespenst an.

Die Stimmung bei der Weihnachtsfeier war gedrückt. Die Spradower Handballer hatten gegen Hörste die Wende zum Guten schaffen wollen und das erste von zwei eminent wichtigen Spielen gegen Abstiegsrivalen gewinnen wollen. »Es sind ja Wochen der Wahrheit«, achtete Brandt nach der Partie auf die Mehrzahl. »Wir müssen jetzt unbedingt am Samstag bei Jöllenbeck II gewinnen. Da ist der Druck natürlich noch einmal größer. Und viel besser kann die personelle Situation dann auch nicht werden.« Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, den Hörste belegt, beträgt nun schon drei Punkte. Weihnachten überm Strich kann sich Spradow abschminken.

»Es macht keinen Spaß mehr. Immer verlieren wir.« Kreisläufer Frederik Iffland war direkt nach Spielende geknickt. Torwart Daniel Habbe ließ am Pfosten den Kopf hängen, andere Spieler lagen flach auf dem Boden. »Über 60 Minuten haben wir keinen Zugriff in der Abwehr bekommen. Und zwar von Links- bis Rechtsaußen nicht«, suchte Julian Brandt nach Erklärungen. »Wir hätten vorne zwar ein paar Tore mehr werfen können, aber 32 Treffer müssen uns eigentlich zum Sieg reichen«, haderte der Coach.

Der erste Durchgang verlief ausgeglichen. Spradow lag nur dreimal mit zwei Toren hinten. Beim 0:2, 9:11 und 10:12. Aus dem 10:12 machte die HSG auch dank eines von Daniel Habbe entschärften Siebenmeters durch Tore von Iffland (2) und Peitzmeier ein 13:12. In die Pause ging es nach einem erneuten 13:14 dann mit einem 15:15. Alles deutete in einem schwachen Handballspiel auf Spannung bis zur letzten Minute. Die Abwehrreihen hatten jeweils einen schlechten Tag erwischt. Spradow ließ zwar insgesamt nur drei Feldtore des in dieser Saison treffsichersten Hörster Spielers Silvio Tarner zu, bekam dessen Bodenpässe auf den Kreis und die Außenspieler aber nicht in den Griff. Die Außen der Gäste trafen fast nach Belieben. Linksaußen Jasper Steinlechner gelangen vier Tore, seinem Gegenüber Pascal Kaiser gleich acht. Da konnte Brandt den Torwart wechseln so oft er wollte.

Ein Tor von Dimitri Rausch und ein von Daniel Danowksy verwandelter Siebenmeter bedeuteten nach dem Seitenwechsel eine 17:15-Führung für die HSG, die in der 39. Minute erstmals wieder in Rückstand geriet. Trotz einer doppelten Überzahl. Steinlechner gelang das 21:20 aus Sicht der Gäste. Spradow hatte mit zwei Mann mehr nicht gut ausgesehen und stand kurze Zeit später mit zwei Mann weniger auf dem Parkett. Zunächst flogen beim Stand von 22:22 Till Orgel, der sich nach seiner Nasen-Operation etwas überraschend in den Dienst der Mannschaft stellte und einige wichtige Rückraum-Tore erzielte, und Iffland vom Feld. Als Orgel zurück aufs Parkett durfte, musste Dimitri Rausch eine Zeitstrafe absitzen. Hörste nutzte diese Überzahlsituationen, um sich spielentscheidend auf 25:22 abzusetzen. Mit einfachsten Mitteln nahmen die Gäste in der Schlussphase die Spradower Defensive auseinander. Zeitweise wuchs der Rückstand bis auf fünf Tore an, was auch für den möglicherweise noch wichtigen direkten Vergleich schlecht ist. Am Ende verlor Spradow das Spiel vor den Augen des neuen Trainers Markus Hochhaus, der in der kritischen Phase in der zweiten Hälfte die Halle erreichte und auf der Tribüne Platz nahm, mit vier Toren.

HSG Spradow – TG Hörste 32:36 (15:15)

HSG Spradow: Giese (1. – 19., 45. – 55.), Habbe (19. – 45., ab 55.) – Orgel (4), D. Langer, Overlack, Volsdorf, D. Rausch (5), Danowsky (11/2), Peitzmeier (6), Iffland (6), Heise, M. Langer (n.e.), Hohnsträter, P. Rausch.

TG Hörste: Krause (1. – 24.), Gwinner (ab 24.) – Weigel (3), Tarner (6/3), Kröger (10), Wörmann (1), Wagemann (1), Steinlechner (4), Kaiser (8), Schuster, Weide (3), Zöllner, Wernecke, Dreger.

Zeitstrafen: 8 (2x Orgel, 2x. D. Langer, 2x Iffland, Peitzmeier, D. Rausch) – 7 (Wörmann, Kröger, Weigel, Wagemann, Steinlechner, Kaiser, Weide).

Siebenmeter: 4/2 (Danowsky wirft an Pfosten und Latte) – 4/3 (Taner scheitert an Habbe).

Schiedsrichter: Srijeevaghan/C. Umbescheidt (Kamen).

Torfolge: 0:2, 2:2, 2:3, 3:3, 3:4, 4:4, 4:5, 5:5, 5:6, 7:6, 7:7, 8:7, 8:8, 9:8, 9:11, 10:11, 10:12, 13:12, 13:14, 14:14, 14:15, 15:15 – 17:15, 17:16, 18:16, 18:18, 19:18, 19:19, 20:19, 20:21, 21:21, 21:22, 22:22, 22:25 – 23:25, 23:26, 25:26, 25:27, 26:27, 26:28, 27:28, 27:31, 28:31, 28:32, 29:32, 29:35, 30:35, 31:15, 31:36, 32:26.

So geht’s weiter: Samstagabend um 19.45 Uhr spielt die HSG Spradow beim TuS Bielefeld-Jöllenbeck II.

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