300 Kilometer für ein Spiel
"Schönen Dank an die SG Bünde-Dünne. Da haben sie uns ja ein schönes Ei ins Nest gelegt. Ich frage mich, was die Verantwortlichen dieses Vereins für Noten in Geographie hatten", ätzt Mischok in Richtung des Nachbarn. "Ich habe bei Staffelleiter Friedhelm Krietemeyer angerufen. Er hat gesagt, dass die Bünder gerne in die andere Staffel wollten, und wir deshalb umgruppiert wurden."
Krietemeyer bestätigte das im Gespräch mit dieser Zeitung: "Es gibt 28 Landesligisten, in jede Staffel müssen 14. Da muss man Kompromisse finden. Bünde-Dünne wollte freiwillig in die Staffel 2, da bot es sich an, Spradow auch dort einzugruppieren." Während in Spradow der Ärger darüber riesig ist, nimmt man die Einteilung bei der SGBD durchaus mit Wohlwollen zur Kenntnis. Vorsitzender Ulf Schürstedt: "Ich will nicht sagen, dass wir diesen Wechsel forciert haben und frage mich, inwiefern man da überhaupt Einfluss nehmen kann. Aber wir haben gesagt, was wir uns wünschen würden. Unglücklich sind wir mit dieser Entscheidung nicht."
Landläufig gilt die Münsterland-Staffel als leichter, dafür sind die Auswärtsfahrten deutlich weiter. "Wenn ich so viel Angst vor der stärkeren Staffel habe, bleibe ich lieber freiwillig in der Bezirksliga. Über diese Staffeleinteilung bin ich schockiert und stinksauer", sagt Mischok ohne Luft zu holen. "Der Staffelleiter hat wohl gedacht, dass er uns mit dem Derby einen Gefallen tut. Auf dieses Spiel kann ich aber dreimal verzichten", poltert der HSG-Trainer weiter drauf los. Mischoks Urteil: "Diese Liga ist unattraktiv." Statt gegen Löhne-Obernbeck, EURo, Oberlübbe und den TV Hille geht es nun gegen den SC Nordwalde, Friesen Telgte und den TV Vreden. Mischoks geographische Einschätzung: "Da sind Orte dabei, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie in Deutschland gibt." Seine Prophezeiung: "Bei beiden Clubs wird der Zuschauerschnitt rapide sinken."
Fakt ist: Die Auswärtsfahrten haben es in sich. Zum Gastspiel nach Vreden beträgt die einfache Fahrt 150,8 Kilometer. "Das ist fast in Holland", stellt Mischok beim Blick auf die Landkarte fest. "Da ist es ja von den Fahrten her noch besser, in der Oberliga zu spielen. Die Fahrtkostenabrechnungen werden steigen." Auch die Attraktivität der Liga stellt Mischok in Frage: "Die Gegner kennt doch keiner. Als Trainer hätte ich gar nicht die Zusage gegeben weiterzumachen. Auch bei Verhandlungen mit potenziellen neuen Spielern haben wir nun einen schweren Stand. Wer will schon für sein Hobby Handball bis nach Holland fahren? Und nach einer langen Anfahrt hat man es im Spiel schwer. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass Altenbeken zu Hause fast jedes Spiel gewinnt und auswärts so gut wie keins."
Für Trainer, die sich intensiv mit kommenden Gegnern beschäftigen, um ihre Stärken und Schwächen zu analysieren, wird die Aufgabe nicht leichter. Der SGBD scheint das nichts auszumachen. Schürstedt: "Wir haben in der Bezirksliga-Staffel 2 gute Erfahrungen gemacht. Schade, dass Spenge II, Löhne-Obernbeck und Jöllenbeck II nun in der anderen Liga spielen. Was Spradow angeht: Wir haben da bei der Staffelleitung bestimmt keinen Einfluss genommen." Eins ist schon jetzt sicher: Im Derby am achten Spieltag wird es etwas emotionaler als sonst zugehen. Für die nötige Prise Salz ist schon jetzt gesorgt.
Die Landesligen
Landesliga Staffel 1: Handball Lemgo III (Absteiger), TuS Brake, TuS Spenge II, HSG Altenbeken/Buke, HSG EURo, TV Hille, HSG Porta, TV Großenmarpe, TuS Oberlübbe, TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck II, HSG Löhne/Obernbeck, EGB Bielefeld, LIT Nordhemmern III (Aufsteiger), HSG Detmold/Hiddesen (Aufsteiger).
Landesliga Staffel 2: Ibbenbürener Spvg (Absteiger), TV Werther, TV Isselhorst, HSG Spradow, Friesen Telgte, HSG Hohne/Lengerich, SC Nordwalde, DJK Everswinkel, Westfalia Kinderhaus, Sparta Münster, SG Bünde/Dünne (Aufsteiger), TV Vreden (Aufsteiger) Rietberg/Mastholte (Aufsteiger), SG Sendenhorst (Aufsteiger).