Wenn der Druck aus dem Kessel entweicht

Handball-Landesliga: Nach dem 19:18 gegen Spitzenreiter VfL Herford herrscht kollektive Freude bei der HSG Spradow. Ein Sieg für den Trainer.

Bünde. Mit Toren geizten sie, mit Spannung nicht: das Duell in der Handball-Landesliga zwischen der HSG Spradow und dem VfL Herford entwickelte sich am Samstagabend zu einem echten Handball-Krimi – mit Happy End für die Gastgeber, die beim 19:18 (9:8) nicht nur den Tabellenführer in die Knie zwangen, sondern sich selbst zwei enorm wichtige Punkte sicherten.

Gewaltige Freudenszenen spielten sich in der Bünder Siegfried-Moning-Sporthalle ab, als das vor allem in der ersten Halbzeit nicht immer sichere Schiedsrichter-Gespann Fründ/Vinke das hochspannende Kampfspiel beim Stand von 19:18 für die Gastgeber abpfiff. Es war, als würde ein Dampfkessel Überdruck abgeben, so entlud sich die Anspannung beim Sieger.

Trainer Malte Mischok war der erste, der realisierte, hier und heute zwei „Big-Points“ gewonnen zu haben: Er sprang und hüpfte an der Seitenlinie hin und her und umarmte jeden, den er zu fassen bekam. Aber darin standen ihm seine Spieler in nichts nach: Spradower Freudentaumel auf dem Parkett, Jubelstürme auf der Tribüne.

„Wir haben heute für unseren bald scheidenden Trainer alles hineingeworfen und diese Big-Points erkämpft“, freute sich Frederik Iffland, der Schütze des 19. Spradower Treffers, der den Sieg brachte. „Wir waren heute willensstärker als der VfL, haben diese zwei wichtigen Punkte für den Klassenerhalt erkämpft“, sagte der Spradower Routinier.

Der Damp aus dem Kessel. Nach dem Abpfiff entlädt sich die kollektive Spradower Freude. Foto: Uli Finkemeyer

„Wir waren heute willensstärker als der VfL“

Hätte nämlich der VfL Herford auch dieses Rückspiel gewonnen, und danach sah es in der zweiten Halbzeit des torarmen Derbys phasenweise aus, wäre Spradow auf dem sechsten Platz abgerutscht – auf den Rang, wo am Saisonende eine Relegation über Sein und Nichtsein entscheidet.

Die Führungen in diesem von Abwehrreihen und Torhütern geprägten Duell wechselten hin und her. So bereits in der ersten Halbzeit, als Herford vorne lag (3:5, Mielke), dann aber von der HSG zum 9:6 (29.) ausgekontert wurde. Nach dem Seitenwechsel führte Spradow beim 13:12 (Broszeit) und 14:13 (Iffland, 44.), danach zog der Spitzenreiter zum 14:16 (51.) und 16:17 (Benker, 56.) wieder vorbei.

Den stärkeren Punch hatten dann aber die Hausherren. Aus dem 17:17 machten Maurice Schirge und Freddy Iffland ein 19:17. Da konnte Herfords bester Spieler Joshua Bentrup mit seinem sechsten Torerfolg zum 18:19 nur noch abschwächen, weil es Spradow anschließend verstand, den Ball eine halbe Minute in seinen Reihen zu halten. „Wir haben letztlich zu viele Fehler gemacht und unser Chancenplus gegenüber Spradow einfach nicht genutzt“, stellte Gästecoach Christian Bönsch fest.

Dass der elffache Torschütze vom Spradower Kantersieg gegen EURo, Kreisspieler Freddy Iffland, sein einziges Feldtor, das 19:17 aus dem Rückraum erzielte, wirft Licht auf die extrem offensive 3:2:1-Abwehr der Herforder. Mit der gelang es dem Bönsch-Team, den körperlich überlegenden Spradower Rückraum vom eigenen Tor fern zu halten – doch andersherum lief es genauso. Ein echter Krimi eben.

HSG Spradow: Dähne (1.-23. Minute und bei Siebenmetern), Henjes; Niermann (6), Broszeit (3), Hellmann (2), Schirge (2), Bode (2), Iffland (2/1), Illi (1), Tappe (1), Steinböhmer, Drosdow, Sparenborg (alle n. e.).

VfL Herford: Litzbarski, Heininger, Ayhan (ab 31. Minute), Beier (n. e.); J.-V. Bentrup (6), Bönsch (4), Striehn, J.-A. Bentrup (2), Sprott (1), Schultz (1), M. Mielke, L. Mielke (2), Säger, Benker (2).

Von Uli Finkemeyer

Starke Abwehrreihen: Hier versuchen Fynn Striehn und Joshua Bentrup den Wurf von Spradows Jonathan Niermann zu blocken. Foto: Uli Finkemeyer

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