Verlierer treten kräftig nach

Handball-Landesliga: HSG Hüllhorst sucht die Schuld für die Niederlage bei der HSG Spradow beim kurzfristig eingesprungenen Schiedsrichter.

Bünde. Ohne Peter Segadlo wäre die HSG Spradow am Samstag in der Handball-Landesliga möglicherweise nicht zum 32:29-Erfolg gegen die HSG Hüllhorst gekommen – so zumindest lautet der Vorwurf der Hüllhorster. Denn nach Ansicht der Gäste hatte Segadlo, sonst als Torhüter der HSG Spradow aktiv, als einer von zwei Ersatzschiedsrichtern mit zum Teil „wahnwitzigen Entscheidungen“, so Hüllhorsts Trainer Christian Laroche, entscheidenden Anteil am Spradower Sieg.

„Das Spiel war eine Farce. Für uns war es nicht möglich zu gewinnen, obwohl wir die bessere Mannschaft waren. Wir haben vorne gute Lösungen gefunden und hinten gut gestanden“, blickte Laroche zurück. Und er legte nach: „Ich bin mir sicher, dass wir das Spiel mit neutralen Schiedsrichtern gewonnen hätten.“

Die Krone setzte dem ganzen aus Hüllhorster Sicht das Faktum auf, als die HSG Spradow nach dem Spiel auf Instagram ein Foto des jubelnden Segadlo mit dem Kommentar „+2“ hochlud und damit in den Sozialen Medien den doppelten Punktgewinn feierte. Der Post wurde zwar wenig später von der HSG Spradow wieder gelöscht, doch da war die unzweideutige Botschaft in der Handballszene längst Gesprächsthema.

Die Vorgeschichte: Die eigentlich angesetzten Schiedsrichter hatten Samstagvormittag absagen müssen. „Einer von ihnen war in einen Autounfall verwickelt, der andere krank“, berichtete Christian Laroche. Das Regelwerk legt fest, dass sich in diesem Fall jede Mannschaft jeweils um einen Ersatzschiedsrichter kümmern muss.

Während die HSG Hüllhorst erfolgreich beim Minden-Lübbecker Kreisschiedsrichter-Chef Michael Vogel (HCE Bad Oeynhausen) anfragte, wurde Spradow im eigenen Verein fündig. Peter Segaldo, einer der Torhüter im Kader des Landesligisten, übernahm den Posten des zweiten Spielleiters. „Wir sind um kurz nach 13 Uhr von Staffelleiter Bernd Kuropka per Mail informiert worden. Wir haben noch versucht, eine externe Lösung zu finden, was in der Kürze der Zeit aber nicht möglich war. Auch bei uns im eigenen Verein gibt es nur wenige Leute, die ein Spiel in der Landesliga leiten können – unter anderem in unserer 2. Mannschaft, die aber parallel auswärts im Einsatz war. Letztlich gab es dann nur diese Lösung. Wir sind uns von Beginn an im Klaren gewesen, dass die Ansetzung von unserer Seite nicht ideal war, die HSG Hüllhorst hat dieser allerdings zugestimmt“, sagt René Grohmann, Sportlicher Leiter der HSG Spradow.

Die Vorwürfe des Hüllhorster Coaches bezüglich der folgenden Spielleitung kann Grohmann dann nicht nachvollziehen. „Es war ein emotionales Spiel und auch ich bin bisweilen nach einer Partie emotional aufgeladen. Aber einen Tag danach sollte man die Dinge doch wieder sachlich sehen können“, sagt er.

Unterstützung erhielten die Spradower von Michael Vogel. „Es ist immer unglücklich, wenn ein Gespann gebildet wird, das so noch nie zusammengearbeitet hat. Umso schwieriger, wenn ein Kollege ,nur’ als Einzel-Schiedsrichter unterwegs ist. Es gab sicher ein paar unglückliche Entscheidungen wie bei einem Gegenstoß in der Anfangsphase. Da war die Entscheidung ,gelbe Karte und Freiwurf’ sicherlich falsch. Diese haben für mich das Spiel aber keinesfalls entschieden! Für mich war entscheidend, dass die HSG Spradow nach der Halbzeit von 15:13 auf 21:14 in der 36. Minute stellte. Dabei war Spradow zeitweilig sogar in Unterzahl. Das Zeitstrafenverhältnis mit 5:1 für Spradow ist auch deutlich. Bei 3:1 Siebenmetern für Spradow kann man auch nicht von Einseitigkeit sprechen.“

Unstrittig ist aus Spradower Sicht, dass der Foto-Post nach dem Spiel „überhaupt nicht akzeptabel“ (Grohmann) gewesen sei. „Das war ein mediales Foul unseres Vereins in den sozialen Medien, für das wir uns bei der HSG Hüllhorst aufrichtig entschuldigen. Diese Dummheit hätte nicht passieren dürfen und wurde dementsprechend nach wenigen Stunden gelöscht“, heißt es in einer offiziellen Erklärung des Vereins. Allerdings stellt Grohmann auch klar: „Das Foto ist nicht nach dem Spiel in der Halle entstanden, sondern bei einer ganz anderen Gelegenheit. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

Aufgeregte Anhänger der Gäste: Mitgereiste Zuschauer aus Hüllhorst sorgten während des gesamten Spiels bei der HSG Spradow auf der Tribüne für eine aufgeheizte Atmosphäre. Fotos: Ulrich Finkemeyer

So stellt sich der Verein denn auch uneingeschränkt hinter Peter Segadlo. „Die HSG Spradow steht als gesamter Verein an der Seite des Mitgliedes, der als Gefallen sich bereit erklärt hat, dieses Spiel in einer Notsituation zu leiten. Wir verbitten es uns ausdrücklich, dieses Spiel als Startschuss für eine personenbezogene Kampagne mit subjektiven Einschätzungen zu nutzen. Hier werden Persönlichkeitsrechte nachdrücklich und unwiederkehrbar verletzt und ein Ruf beschädigt“, heißt es in der Erklärung.

Im übrigen, so René Grohmann, könne sich jeder, den es interessiert, sein eigenes objektives Bild von dem Spiel und dessen Leitung machen. „Wir haben die Partie, wie wir es immer machen, auf Video aufgenommen. Das haben wir auch dem Staffelleiter mitgeteilt und halten damit auch sonst nicht hinter dem Berg, wenn es jemand sehen möchte.“ Und dann erinnert der Sportliche Leiter noch an eine Begegnung in der vergangenen Saison. „Da mussten wir schon einmal auf diese Schiedsrichter-Regelung zurückgreifen. Auch damals hat Peter Segadlo das für uns übernommen. Wir haben das Spiel verloren.“

Kommentar

von Ulrich Finkemeyer

Es gab keine spielentscheidenden Fehler

Die HSG Hüllhorst, die ihr Gastspiel in der Handball-Landesliga bei der HSG Spradow mit 29:32 verlor, hat mit einem der Schiedsrichter, dem Spradower Peter Segadlo, den Schuldigen für die Niederlage ausgemacht.

Das Duell zwischen den langjährigen Konkurrenten, die in der letzten Saison noch in der Verbandsliga spielten, und die sich jetzt wieder in der Bünder Siegfried-Moning-Sporthalle gegenüberstanden, stand natürlich durch die kurzfristige Absage des angesetzten Schiedsrichter-Gespanns unter keinen gute Stern. Der von Spradower Seite nominierte Ersatz-Schiedsrichter Peter Segadlo stand als dritter Torwart zuletzt am 29. Oktober im Kader der HSG Spradow, und er wird demnächst im Tor des Bezirksligisten HSG Spradow II stehen. Dass sich innerhalb von weniger als fünf Stunden keine andere Lösung realisieren ließ, wie Sportvorstand René Grohmann mitteilte, erscheint zumindest nachvollziehbar und glaubhaft.

Dass Segadlo dann vom Hüllhorster Coach Christian Laroche als Sündenbock für die Niederlage ausgemacht wurde, entbehrt für jemanden, der das Spiel gesehen hat, jeglicher objektiven Grundlage. Zum einen hat das zusammengewürfelte Schiedsrichter-Gespann über die gesamte Spielzeit zwar auch Fehler gemacht hat, aber eben Fehler, die anderen eingespielten Teams auch immer wieder mal unterlaufen, jedoch keine gravierenden, spielentscheidenden, wie von Hüllhorster Seite unterstellt. Das sagt an dieser Stelle der Schreiber dieser Zeilen nicht nur als persönlich vor Ort gewesener Beobachter, sondern auch als Jahrzehnte lang selbst aktiver Handballer und Handballtrainer mit B-Lizenz.

Vielmehr haben sich im hinteren Teil der Tribüne die zahlreichen Hüllhorster Zuschauer sofort auf den eher passiven Partner des zweiten, von der HSG Hüllhorst nominierten Schiedsrichters Michael Vogel eingeschossen. In sehr aggressiver Art und Weise wurde Segadlo von der ersten Minute an verbal attackiert und auch von Trainer Christian Laroche nicht verschont, der immer wieder Verbalattacken von sich gab und mehrmals von Vogel beruhigt werden musste.

Abschließend noch eines: Das in den sozialen Medien geteilte Foto, welches einen feiernden Peter Segadlo zeigt, ist natürlich eine Eselei von Spradower Seite gewesen. Es ist jedoch mit Sicherheit in einem anderen Zusammenhang entstanden, keinesfalls nach der Partie in der Sporthalle mit feiernden Siegern. Das hätte ich mit eigenen Augen gesehen!

Ulrich Finkemeyer

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