»Max« bleibt beim Maulkorb

Bünde (BZ). Hartmut Rittersberger sagt nichts mehr. Zumindest mit der Presse will der Trainer des Handball-Landesligisten CVJM Rödinghausen vor dem Derby gegen die HSG Spradow am Sonntag (18 Uhr) nicht sprechen. »Max« hat sich einen Maulkorb verpasst.

Schon nach dem peinlichen 28:28 gegen den TuS SW Wehe in der vergangenen Woche hüllte sich Rittersberger in Schweigen. Auch vor dem Duell mit Spradow verweist der Trainer auf seinen Sportlichen Leiter Michael Rieso. Der wollte die Vorgehensweise von Rittersberger vor dem Derby nicht kommentieren, verriet der BÜNDER ZEITUNG aber freundlicherweise einige Details: Sascha Kampeter und Jan-Hendrik Koch werden das Derby nur von der Tribüne aus verfolgen. Rückraumspieler Kampeter wurde nach seiner Schiedsrichterbeleidigung wie erwartet für zwei Wochen gesperrt. »Benni« Koch hat eine Kapselverletzung im Knie. Eine Kernspintomographie in der kommenden Woche soll einen Kreuzbandriss ausschließen. »Er wird definitiv nicht spielen«, sagte Rieso am Freitag. Für Koch rückt mit Alexander Schulze der A-Jugend-Torwart in den Kader. Tim Clausing wird damit am Sonntag so oft spielen wie noch nie in dieser Saison. Zurück im Team ist Kapitän Jens Hellmann, dessen Bruder Manuel leicht angeschlagen ist.
Für Rieso ist klar, dass »Derbys nie schön sind. Dafür aber meistens spannend. Wer sich mehr Geduld antut, wird am Sonntag gewinnen. Reine Nervensache. Wir wollen unsere Serie ausbauen und weiter ungeschlagen bleiben.« Denn die Stimmung in der Mannschaft ist nicht schlecht. »Wir haben ganz normal trainiert. Der Trainer ist voll auf das Derby fokussiert«, verriet Kapitän Jens Hellmann. Eine mögliche Begründung für den Maulkorb des Trainers? Intern scheint er zu sprechen. »Wir sind alle heiß aufs Derby. In der vergangenen Saison haben wir beide gewonnen. Auch ohne Koch und Kampeter. Da wird es in Altenbeken kommende Woche schwieriger. Gegen Spradow sind alle hoch motiviert.«

Das kann Malte Mischok vor dem Spitzenspiel auch von seinen Spielern behaupten. Der Tabellenführer empfängt den Rangzweiten. Selten gab es ein Landesliga-Derby im Bünder Land auf dermaßen hohem Niveau. Den Ball mit der Favoritenrolle schiebt Mischok trotz der Personalsorgen dem CVJM zu. »Wir sind nicht chancenlos Aber den Druck hat Rödinghausen. Die haben für die erste Mannschaft dreimal so viel Geld wie wir als Gesamtetat«, stichelt Mischok. »Zudem haben sie ein Heimspiel.« Dass Sascha Kampeter gefällt Mischok dagegen gar nicht. »So werden Jens und Tobias Hellmann mehr Spielanteile bekommen. Beide sind ungemein quirlig und in den Eins-zu-Eins-Situationen stärker als Kampeter. Da ist unsere 3-2-1-Deckung sicherlich anfälliger gegen. Deshalb weiß ich nicht, ob der Kampeter-Ausfall so gut für uns ist, auch wenn er sicherlich seine Qualität hat. Das neue CVJM-System beraubt dem Team jedenfalls auch eine Stärke.« Viel größeren Respekt hat Mischok vor Martin Glüer. Kein Wunder. Er schenkte der HSG in der vergangenen Saison in zwei Spielen 22 Tore ein. »Er ist unbestritten der kompletteste Spieler der Landesliga«, sagt Mischok. Im Angriff hofft er gegen Rödinghausens 6:0-Abwehr auf Rückraumtore von Alex Volsdorf und Torben Sturhan. Zudem soll Daniel Overlack sein Potenzial wieder abrufen. Eduard Morasch werde nicht spielen.

 

So tippen die Experten das Derby

Andreas »Jochen« Kruse (Ex-Spieler Spradow und CVJM): »Es ist verdammt schwer, da eine Prognose abzugeben. Rödinghausen könnte einen kleinen Heimvorteil haben. Da ich in beiden Mannschaften gespielt habe, soll der bessere einfach gewinnen. Ich habe beide Teams in dieser Saison schon gesehen. Sie spielen auf einem hohen Level. Deshalb lege ich mich fest: Im kommenden Jahr gibt es in Bünde Verbandsliga-Handball. An diesem Wochenende erst einmal ein Remis.« 28:28

Pascal Vette (Ex-Trainer HSG Spradow): »Spradow hat gegen Großenmarpe gewonnen und fährt nach den vergangenen Wochen mit ganz viel Rückenwind nach Rödinghausen. Wenn die HSG einen guten Tag erwischt, ist sie in der Lage, Rödinghausen zu schlagen. Ob Sascha Kampeter beim CVJM dabei ist, ist letztlich egal. Er ist – schenkt man den öffentlichen Aussagen Glauben – ja ohnehin seit Wochen angeschlagen.«27:28

Horst Mischok (HSG-Abteilungsleiter): »Wenn der CVJM komplett gewesen wäre, wären wir einfach an der Reihe gewesen. Die Ausfälle von Koch und Kampeter müssen für den CVJM kein Nachteil sein. Sie haben uns in der Vorsaison auch ohne die beiden zweimal geschlagen. Da werden noch einmal Kräfte bei den anderen frei. Wir gewinnen trotzdem.«24:27

Wolfgang Prüm (Ex-Trainer beider Teams): »Das wird ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Kleinigkeiten entscheiden. Rödinghausen hat Heimvorteil und gewinnt knapp. Die Landesliga ist eine interessante Klasse. Die Meisterschaft werden am Ende Spradow, Rödinghausen und Eintracht Gadderbaum unter sich ausmachen. « 28:26

So lief es in der vergangenen Saison

15. Januar 2011: HSG Spradow – CVJM 32:25 (16:10). Die Kür von Martin Glüer: Der Rückraumspieler des CVJM wirft 13 Tore. Malte Mischok attestiert seiner HSG eine »armselige« Leistung. Für Rödinghausen markiert das Derby einen Wendepunkt in der Saison.

15. Mai 2011: CVJM – Spradow 32:27 (15:13). Wer ist die Nummer eins der Landesligisten im Bünder Land? Darüber streiten nach der Partie die Gelehrten. Der CVJM gewinnt auch das zweite Derby, Spradow landet dafür einen Platz weiter vorne in der Tabelle.

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