Keine Belohnung in Hüllhorst

Julian Brandt war bedient. Der Interimstrainer hatte eine stark kämpfende Mannschaft gesehen, die sich auch in schier aussichtsloser Lage nicht aufgab und ins Spiel zurück fand. Doch dann waren es Nuancen, die gegen die Gäste sprachen. Torwart Daniel Habbe verließ laut fluchend die Halle. Sein Ärger richtete sich gegen die Schiedsrichter Himmelreich/Hooge, die auch viele Spradower Fans auf der Tribüne als Sündenbock für die Niederlage ausmachten. »Wir haben gegen neun Mann verloren«, fluchte Vorsitzender Horst Droese. Ganz so schlimm war es dann aber doch nicht. Zwar mag Spradow in der Schlussphase Pech mit dem einen oder anderen Pfiff gehabt haben, in der Summe war die HSG aber selbst Schuld an der Niederlage.

Der erste Durchgang war hart umkämpft. Spradow musste weiterhin ohne den an der Nase operierten Rückraum-Shooter Till Orgel auskommen und begann dafür mit Julian Peitzmeier und Dimitri Rausch auf den Halbpositionen. Während Peitzmeier sein wohl bisher bestes Spiel im HSG-Dress machte, enttäuschte Rausch eher. Bei wechselnden Führungen setzte sich zunächst kein Team ab. Erst nach dem 7:7 bedeuteten ein Doppelpack von Torjäger Arne Kämper und ein Treffer von Götz Klasen ein 10:7 für Hüllhorst. Daniel Danowksy hielt Spradow zur Pause aber im Rennen. Er verkürzte mit zwei Toren zum 10:9.

Nach Wiederbeginn stoppte Malte Langer Kämper beim Stand von 12:11 für Hüllhorst mit einem Foulspiel. Rausch meckerte so sehr, dass er für zwei Minuten vom Feld flog und als Kämper behandelt worden war, musste auch Langer raus. Doppelte Unterzahl für Spradow. Ein Nachteil für Hüllhorst. Torwart Daniel Habbe war in dieser brenzligen Situation zur Stelle und entschärfte einen Siebenmeter von Kämper und zwei weitere Würfe. Auf der Gegenseite traf Peitzmeier zum 12:12. Spradow hatte zwei Minuten in zweifacher Unterzahl 1:0 gewonnen. Gunnar Heise besorgte von Linksaußen wenig später sogar die Spradower Führung – 12:13. Nach Peitzmeiers 13:15 lagen die Gäste mit zwei Toren vorne, kassierten nach einem Hüllhorster Torwartwechsel aber vier Tore am Stück und gerieten in Rückstand.

Hüllhorst führte erst mit 17:15 und dann sogar mit 21:16. Spradow hatte sich den Rückstand durch zu viele einfache und unnötige Fehler eingehandelt. Hüllhorst hatte das Spiel so gut wie gewonnen. Und hatte die Rechnung ohne Spradow gemacht. »Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht. Nach dem 10:7 und auch nach dem 22:17«, klagte Trainer André Torge. Zunächst warf Jonas Bartsch gegen Steffen Giese einen Siebenmeter neben das Tor. Giese blieb auch in der Folge stark und so verkürzte zunächst Danowsky nach einer Zeitstrafe gegen Jan-Philipp Meyer vom Siebenmeterpunkt und dann legten Frederik Iffland und Peitzmeier nach.

Nur noch 22:20 für Hüllhorst (56.). Torge nahm eine Auszeit und musste anschließend mit ansehen, wie Iffland den Anschlusstreffer per Gegenstoß markierte (57.). Den Gastgebern fiel im Angriff gar nichts mehr ein. Ein Siebenmeter musste her. Dieses Mal versuchte es Kämper zur Musik von Pink Panther – und traf mit einem mutigen Heber zum 23:21. Die HSG gab sich dennoch nicht auf. Erst verkürzte Peitzmeier, dann war Danowsky 89 Sekunden vor dem Ende mit dem Ausgleich zur Stelle. Jetzt standen die Spradower Fans. Doch sie freuten sich zu früh. Wieder gab es Siebenmeter, wieder trat Kämper an – und wieder verwandelte er extrem cool gegen Giese. Spradow hatte noch 60 Sekunden, vertändelte den Ball aber. Wie so oft in diesem Spiel.

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