Ein Sieg in letzter Sekunde
Während CVJM-Trainer Hartmut Rittersberger es ganz bewusst vermied, das Spiel im Anschluss zu kommentieren, weil er „noch zu aufgebracht“ war, relativierte Rödinghausens Sportlicher Leiter Michael Rieso das Resultat ein wenig. „Wir sollten nicht vergessen, dass Wehe auch schon Spradow einen Zähler abgeknöpft hat. Das ist gerade daheim ein griffiges Team.“ Dennoch hätten sich die Gäste den Punktverlust, den auch Rieso unmissverständlich als solchen bewertete, ersparen können, wenn sie vor allem in der ersten Halbzeit eine ordentliche Deckungsarbeit verrichtet hätten. „Wenn du in einer Halbzeit 17 Gegentore von einem Team bekommst, das normalerweise im ganzen Spiel durchschnittlich 23 bis 24 Treffer erzielt, sagt das alles über die Abwehrleistung aus“, sagte Rieso. Als zweiten Knackpunkt sah er an, dass sein Team später bei einer 27:24-Führung das Spiel scheinbar schon als gewonnen angesehen hatte. „Das kann ich vielleicht für mich außen an der Linie machen, aber nicht als Spieler auf dem Feld“, schimpfte Rieso. Als I-Tüpfelchen erlebte er dann die letzten 30 Sekunden, als zunächst ein Siebenmeter von Sascha Kampeter wegen angeblichen Übertretens der Marke abgepfiffen wurde und Wehe anschließend in doppelter Unterzahl noch zum Ausgleichstreffer kam. „Wir sind weit unter unseren normalen Möglichkeiten geblieben“, sagte Rieso, der aber trotzdem sofort den Blick nach vorn richtete: „Wir stehen weiter in der Tabelle ungeschlagen vorn und empfangen nun am kommenden Sonntag Spradow zum absoluten Spitzenspiel. Am Ende ist es mir lieber, einen Punkt in Wehe abzugeben als in dieser Partie“, fiebert der CVJM-Macher schon jetzt der Begegnung gegen seinen Stammverein entgegen.
Quasi in der letzten Sekunde sicherte Torben Sturhan den 26:25-Erfolg seiner HSG Spradow über Gast TV Großenmarpe. „Jetzt haben wir auch unseren schmutzigen Sieg.“ HSG Trainer Malte Mischok spielte mit diesen Worten augenzwinkernd auf CVJM Rödinghausens überglücklichen Sieg am Spieltag zuvor beim TV Hille an. So blieb die HSG Spradow doch noch ohne Punktverlust gegenüber dem TV Großenmarpe, feierte mit dem Schützen des finalen Treffers Torben Sturhan den dritten Sieg im dritten Spiel gegen den TVG sowie den fünften Saisonerfolg in Folge.
Überhaupt gehören enge und unentschiedene Spielausgänge in dieser Landesliga-Serie wieder zur Tagesordnung. So hatte der TV Großenmarpe bereits eine 24:25-Niederlage bei Eintracht Oberlübbe vor dem Duell gegen Spradow im Gepäck. Die HSG Altenbeken/Buke besiegte am letzten Spieltag den TuS Lahde-Quetzen mit einem Treffer Vorsprung, wie der TuS Brake Eintracht Oberlübbe. CVJM Rödinghausen spielte beim SV Wehe mit 28:28 zum dritten Mal unentschieden, Porta Westfalica ein viertes Mal (beim TV Hille 21:21). Die Landesliga ist wieder einmal sehr ausgeglichen. Jeder kann Jeden schlagen oder einen Punkt mehr oder weniger glücklich gewinnen.
Unter diesen Umständen wird das Nachbarschaftsderby und Spitzenspiel zwischen den punktgleich führenden Rödinghausen und Spradow am kommenden Sonntag noch nicht einmal eine Vorentscheidung darüber bringen, wer als sogenannter Herbstmeister nach dem 18. Dezember in die Winterpause gehen wird. Die punktgleiche HSG Euro sowieso, aber auch die EGB Bielefeld und der TuS Brake bleiben in Lauerstellung.