Nervenflattern: Derby-Krimi endet mit Overlack-Fehlwurf

Spannung pur: Das Derby der Handball-Bezirksliga zwischen der SG Bünde-Dünne und der HSG Spradow ist ein echter Krimi gewesen. Die SGBD zitterte sich vor etwa 500 Zuschauern zu einem hauchdünnen 31:30 (15:11)-Erfolg. Noch sechs Sekunden waren in der Siegfried-Moning-Halle zu spielen, als sich Daniel Overlack ein Herz nahm und das Leder in Richtung Bünder Tor warf. Doch der Wurf des Spradower Rückraumspielers ging am linken Pfosten des Tores vorbei. Schlusssirene! SGBD-Keeper Jan-Hendrik Koch rastete förmlich aus, umarmte Sascha Kampeter. Die Derby-Siegesfeier der Bünder hatte begonnen. Etwas mehr als die geschätzte Hälfte der Zuschauer feierte den Triumph gegen den ungeliebten Ortsnachbarn. Die restlichen Gäste verließen zumeist mit hängenden Köpfen die Halle. Ebenso die Spradower Akteure. Noch lange Zeit nach Spielende saß Daniel Overlack auf der HSG-Bank und senkte den Kopf nach unten. Hin und wieder tröstete ein aufmunternder Klaps der Mitspieler den Spradower Pechvogel.
Die Niederlage konnte und durfte aber niemand an Overlacks finalen Fehlwurf festmachen. »Gerade in der ersten Halbzeit haben wir uns ja zu viele Fehlversuche geleistet«, haderte Spradows Trainer Pascal Vette. »Aufgrund der tollen Moral und einer schönen Aufholjagd hätten wir uns am Ende zwar einen Punkt verdient gehabt, 60 Prozent des Spiels war Bünde jedoch die bessere Mannschaft«, präsentierte sich Vette als fairer Sportsmann.
Doch gerade der Ärger über den Auftritt zwischen der 20. und 30. Minute dürfte bei Vette groß sein. Mit 9:6 hatte seine Mannschaft recht komfortabel geführt, ging aber mit einem Vier-Tore-Rückstand (11:15) in die Kabine. »Das war fahrlässig von uns. Wir hätten einfach nur weiterspielen müssen«, schimpfte der Übungsleiter. Doch schon wie so oft in dieser Saison versagten Spradow eben in solchen Situationen die Nerven.
Aber auch Bünde kann mit einem Vorsprung offenbar nicht umgehen. Bis zur 45. Minute lief alles nach Plan. Die Pausenführung verteidigte die SGBD über 19:15, 21:16 und 20:17. Beim 26:21 führten die -zumindest auf dem Papier -Gastgeber mit 26:21. Mit drei Toren in Folge sorgte Spradow dann für eine spannende Schlussphase. Als Stefan Proksa beim 27:24 runter flog und Kay Gentemann Sekunden später mit rot vom Parkett musste, spielte Spradow sogar in doppelter Überzahl. Zwar gelang Spradow das 25:27, doch nach Sebastian Flechtners Innenpfostenwurf erzielte Sascha Kampeter auf der Gegenseite sogar das 28:25 für Bünde -in zweifacher Unterzahl. »Die vielen Zeitstrafen, die wir uns eingehandelt haben, haben das Spiel noch einmal spannend gemacht«, sagte Rüdiger Traub.
Zunächst sah es jedoch so aus, als würde die SGBD den knappen Vorsprung über die Zeit retten können. Zwar trafen Torben Sturhan und Daniel Overlack für die HSG, doch Kampeter mit einem Tempogegenstoß und Nils Krüger hatten die jeweils postwendende Antwort paratÊ-27:30. Nach Andreas Kruses Anschluss erkämpfte sich Spradow jedoch den Ball und Heiko Rullkötter stellte per Siebenmeter den Anschluss her. Daniel Overlack gelang 80 Sekunden vor Schluss sogar der erste Ausgleich in der zweiten Halbzeit -30:30. Sascha Kampeter markierte jedoch das 31:30. Nach einem Overlack-Stürmerfoul deutete alles auf einen SGBD-Sieg, doch Stefan Listing scheiterte an HSG-Keeper Dirk Bartz und Spradow bekam 17 Sekunden vor Schluss eine allerletzte Chance. In einer Auszeit besprach die HSG den Spielzug, acht Sekunden vor Schluss bekam Rüdiger Traub auch noch eine Zeitstrafe, doch Overlacks Wurf war nicht drin.
»Für die Zuschauer war das ein super spannendes und tolles Derby«, sagte Traub. »Ich hätte mir aber gewünscht, dass der Sieg sicherer gewesen wäre. Über ein Remis hätten wir uns aufgrund der schlechten Schlussphase sicherlich nicht beklagen dürfen. Dabei hatten wir den Gegner doch lange so gut im Griff gehabt und auch die Abwehr stand sehr sicher.«

Derby-Daten
SG Bünde-Dünne: Kemner, Koch -Wittemeier, Proksa (5), Gentemann (3), Krüger (1), Listing (2), Traub (10/3), Brockschmidt (1), Kampeter (5), Pamp (4).
HSG Spradow: Oelgeschläger, Bartz -Tacke (1), Kruse (3), Flechtner (4), Mischok (1), Sturhan (5), T. Langer, Schöne, Rullkötter (8/6), Heise (2), Overlack (4), Lubanski, M. Langer, D. Langer (2).
Schiedsrichter: Knittel (HSG Porta)/Schrader (TuS Möllbergen).

Stimmen zum 31:30-Sieg der SGBD
Sascha Kampeter (SGBD): »Wir haben es in der Schlussphase unnötig spannend gemacht. Die Begegnung hatten wir offenbar schon als gewonnen abgehakt, Spradow war zum Ende hin heißer auf den Sieg. Das 31:30 für uns geht in Ordnung.«
Guido Mailänder (Vorsitzender Dünner SC): »Eine tolle Kulisse. So eine Stimmung wünscht man sich bei allen Heimspielen.«
Torben Sturhan (HSG): »Uns hat die Konzentration gefehlt. Gerade als wir mit 9:6 geführt haben, war uns die Nervosität anzumerken. Jetzt freuen wir uns auf das Rückspiel. Die Kulisse war einfach toll.«
Raoul Wittemeier (SGBD): »Es wäre doof und fahrlässig gewesen, wenn wir den Sieg noch aus der Hand gegeben hätten.«
Christian Brockschmidt (SGBD): »Wir haben dank Härte und Kampfgeist gewonnen, auch wenn wir es zum Schluss noch einmal unnötig spannend gemacht haben. Das war ein tolles Derby.«
Maik Tacke (HSG): »Das ist bitter! In der zweiten Halbzeit müssen wir uns nichts vorwerfen. Am Schluss haben wir Pech gehabt, das Spiel aber in der schwachen Phase zwischen der 20. und 30. Minute verloren.«

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