Urgestein der HSG Spradow ist dem Verein seit 70 Jahren treu

Horst Mischok wollte eigentlich Fußballer werden. Sein früherer Lehrer brachte ihn „mit sanftem Druck“ zum Handball, heute ist er Ehrenpräsident. Urgestein der HSG Spradow ist dem Verein seit 70 Jahren treu

Bünde. Vor gut einem Monat feierte Horst Mischok seinen 86. Geburtstag und er wirkt fit und agil. Sein großer Stolz ist seine Enkelin Frieda-Charlotte, deren zweiten Geburtstag Horst Mischok jüngst in Bonn beging. Am Sonntag soll er im Rahmen der Jahreshauptversammlung der HSG Spradow, deren Ehrenpräsident er inzwischen ist, für seine über 70-jährige Mitgliedschaft geehrt werden.

„Eigentlich begann alles schon im Jahre 1948. Unser Lehrer Rudolf Keller engagierte sich beim Handballverein TuS Spradow. Mit etwas Druck schaffte er es immer wieder, die Kinder für das Feldhandballspiel zugewinnen. Ich konnte eigentlich besser Fußball spielen“, erzählt Horst Mischok. Das Spielfeld befand sich dort, wo heute der Parkplatz der Psychiatrischen Tagesklinik in der Spradower Schweiz angelegt ist. Mischok berichtet, dass sich die Spieler im nahe gelegenen Mühlenbach gewaschen haben. „Umkleidekabinen hatten wir nicht“, sagt der Jubilar. Am 1. April 1950 trat Horst Mischok dem damaligen TuS Spradow bei. Mit dem Fahrrad führen die jungen Sportler zu ihren Spielen in Lenzinghausen oder nach Sankt Annen. „Wir hatten eine tolle und junge Mannschaft. Alle Spieler waren um die 18 Jahre alt“, sagt Horst Mischok.

Trotz der großen Handballeuphorie beim TuS Spradow in den Jahren des Wirtschaftswunders betont Mischok erneut, dass viele eigentlich Fußballer waren. Sie besuchten mit Begeisterung die Spiele der SG Bünde 08 (ein Vorgängerverein des Bünder SV). „Nach den Spielen ging es ins Bünder Vereinslokal von Erich Menger, wo wir unsere ,Helden’ hautnah erlebten“, erzählt Horst Mischok mit leuchtende Augen.

Im Handball waren die Bünder jedoch die Rivalen, ähnlich wie noch heute. Ein Sieg gegen den BTW Bünde zog immer eine große Feier im eigenen Vereinslokal Schmalgemeyer nach sich. Horst Mischok blieb dem Handball treu. Aus seiner Liebe zu den Kickern von Borussia Mönchengladbach macht er jedoch keinen Hehl.

»Seit 1978 mussten wir nie wieder auf Kreisebene zurück«

Zum Ende der 1960er-Jahre ging die Zeit des Feldhandballspiels zu Ende. Der Hallenhandball trat seinen Siegeszug an. In Spradow sollte eine moderne Sporthalle mit einer Sitztribüne entstehen. Doch hieraus wurde nichts, denn das vorhandene Geld wurde anderweitig in Zeiten der Gebietsreform in der damals neuen Stadt Bünde ausgeben. Noch heute ärgert sich Horst Mischok darüber. In der gleichen Zeit übernahm er seine ersten Vereinsposten. 1968 wurde Mischok Jugendtrainer, ein Jahr später wählte der TuS Spradow ihn zum Jugendobmann.

In den Jahrzehnten danach hatte Horst Mischok die verschiedensten Vorstandsposten inne. „Nur Vorsitzender war ich nie“, sagt Mischok und lacht. Ehrenpräsident wurde er trotzdem. Noch immer schwärmt er vom Aufstieg des TuS Spradow von der 1. Kreisklasse in die Bezirksliga im Jahre 1978. „Seit 1978 mussten wir nie wieder in die Niederungen auf Kreisebene zurück. Dieser Aufstieg macht mich bis heute stolz“, sagt der 86-Jährige.

1987 ging der TuS Spradow erstmals eine Spielgemeinschaft mit dem Ortsrivalen Eichenkreuz (EK) Spradow ein. „Wir wollten uns nicht mehr gegenseitig und unnütz die Spieler abjagen“, so Mischok. Die Spielgemeinschaft funktionierte schließlich und die beiden Vereine TuS Spradow und EK Spradow fusionierten 1995 zur heutigen HSG Spradow.

Ein dickes Lob hat Horst Mischok für seine Frau Anne, mit der er im nächsten Jahr 50 Jahre verheiratet ist, parat. „Meine Frau hat immer mitgemacht und mir die nötige Unterstützung gegeben, ohne die es nicht geht“, sagt der ehemalige technische Angestellte. Der Zusammenhalt im Mannschaftssport lag dem Jubilar immer am Herzen, genau wie das gute Verhältnis zu den Mitarbeitern im Sportamt der Stadt Bünde. „Der kleine Jugendbetreuer ist auch sehr wichtig, wird aber oft vergessen“, bricht Horst Mischok eine Lanze für die Ehrenamtlichen.

Über 70 Jahre Mitglied bei der HSG: Die heimische Sportwelt gratuliert dem Spradower Urgestein – nicht nur die Handballer-Familie – auch über die eigenen verwandtschaftlichen Bande hinaus.

von Thorsten Mailänder

Hinterm Gebüsch: Der Mühlenbach war, wie sich Horst Mischok erinnert, die Wasserstelle des TuS Spradow bis Anfang der 1960er – Jahre. Der heutige Ehrenpräsident der HSG Spradow ist 2021 70 Jahre Mitglied in seinem Verein. Foto: Thorsten Mailänder

In eigener Sache:

Lieber Horst,

das ist bei weitem keine alltägliche Meldung und wir sind sehr stolz: unser Ehrenpräsident Horst Mischok wurde am Sonntag für 70 JAHRE MITGLIEDSCHAFT in unserem Verein geehrt.

Dazu gab es noch mehr großartige Ehrungen, über die wir noch berichten werden, aber die Meldung heute gehört einzig und allein unserem Ehrenpräsidenten!

Vielen Dank für deinen Einsatz, dein Lebenswerk! Wir freuen uns noch auf viele weitere tolle Erlebnisse mit dir!

Deine HSG Spradow

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