Stars zum Anfassen
Handballstars zum Anfassen in Bünde: Lemgo präsentiert sich bei der Stippvisite bei Partnerverein HSG Spradow von seiner besten Seite. Schon zwei Stunden vor Beginn des Härtetestes sind die Bundesliga-Stars in der Halle und plauschen, während den Weißrussen die Kommunikation etwas schwerer fällt, mit den Spradower Organisatoren. Selbst die drei Lemgoer EM-Fahrer Carsten Lichtlein, Martin Strobel und Christoph Theuerkauf sind mit dabei. Die Sympathien der Teenager sind aber klar verteilt. Trotz seiner 34 Jahre hat Florian Kehrmann den meist jüngeren Teamkollegen in der Gunst der Mädchen-Herzen den Rang abgelaufen. Das Spielchen nach solchen Spielen kennt Kehrmann schon. Ob jedes Mal so ein Trubel um ihn herum ist? Kehrmann nickt. Und arbeitet artig einen nach dem anderen Autogrammwunsch ab.
Trotz des fortgeschrittenen Handballeralters zählt Kehrmann zu den Lemgoer Leistungsträgern. In der ersten Halbzeit erzielt er vier Tore. Lemgo und Minsk liefern sich in der Moning-Halle ein Duell mit offenem Visier. Der weißrussische Meister nutzt die Möglichkeit, auf hohem europäischen Niveau zu testen. In zwei Wochen müssen die Weißrussen im Achtelfinale des EHF-Pokals gegen Fraikin BM Granollers (Spanien) antreten. Nach anfänglichen Führungen gerät Lemgo ins Hintertreffen, schafft dank eines glänzend aufgelegten Torwarts Nils Dresrüsse bis zum Seitenwechsel aber den 14:14-Ausgleich. Die 600 Zuschauer in der Moning-Halle sind begeistert.
Und der Ausrichter auch. »Mit so vielen Besuchern hätte ich nicht gerechnet«, verrät Chef-Organisator René Grohmann, der die Partie in nur einer Woche auf die Beine gestellt hat. »René und sein Team haben in der Kürze der Zeit einen verdammt guten Job gemacht«, lobt HSG-Boss Horst Droese. Und Abteilungsleiter Horst Mischok freut sich über die Einnahmen für die Jugendabteilung. »Eine schöne Sache. Unser Team hat sich richtig ins Zeug gelegt.«
Das tun die Akteure auf dem Parkett nur bedingt. Aber es reicht, um das Publikum zu begeistern. Verglichen mit dem, was die Bünder Handballfans normalerweise in der guten Stube der Stadt geboten bekommen, ist das aber auch kein Wunder. Was kann man sich für die eigene Arbeit abgucken? »Wie man unmotiviert Handball spielt«, bescheinigt Bünde-Dünnes B-Jugend-Coach Thomas Breuer in der Pause allen Lemgoern bis auf Nils Dresrüsse eine durchschnittliche Leistung. Bei den drei Nationalspielern ist es wenig verwunderlich, dass die Köpfe nach dem zerplatzten Olympia-Traum erst einmal leer sind. Den meisten Zuschauern ist das egal. Auf der Tribüne trifft sich die Bünder Handball-Szene. Auch viele Mitglieder der SGBD und des CVJM Rödinghausen wollen sich den Leckerbissen nicht entgehen lassen. So voll war die Moning-Halle bei einem Handballspiel schon lange nicht mehr besetzt. Die Spradower würden sich so viele Zuschauer auch bei einem Landesliga-Heimspiel wünschen. Freien Eintritt am Samstag beim Duell gegen Wehe genießen zumindest alle, die eine Karte für den TBV-Test gekauft haben. Ob aber auch so viele Teenager mit Zahnspangen kommen, um Torben Sturhan und Eduard Morasch von der Tribüne aus anzuschmachten? Auch in Durchgang zwei kreischen die Fans bei jedem Tor des TBV.
Mehr Treffer hat aber Minsk zu verzeichnen. Angeführt von Pavel Atman und Siarhei Shylovich gelingen viele leichte Tore. Lemgo gerät ins Hintertreffen, gleicht aber zum 26:26 (52.) aus. Doch dann enteilen die Weißrussen auf 30:27 (57.). Noch drei Minuten. Der TBV gibt sich nicht geschlagen. Christoph Theuerkauf schafft den 29:30-Anschluss, doch nach einer Lichtlein-Parade vergibt Manuel Liniger bei einem Tempogegenstoß die Chance zum Ausgleich. Für Trainer Dirk Beuchler brachte der Besuch des Bundesliga-Siebten in Bünde dennoch einige Erkenntnisse. »Das Spiel hat sich gelohnt«, sagt er. Für Teenager auf Autogrammsuche und Partnerverein HSG Spradow ganz bestimmt auch.
TBV Lemgo – Dinamo Minsk 29:30 (14:14)
TBV Lemgo: Dresrüsse, Lichtlein (ab 31.) – Johansson, Preiß (4), Bechtloff (2), Patrail (4), Theuerkauf (4/1), Kehrmann (4), Strobel (3), Hermann (2), Liniger (4/2), Dietrich (1), Haenen (1).
Dinamo Minsk: Martinovic, Koshovy (ab 31.) – Atman (6/2), Babichev, Brouka (4/2), Evdokimov (2), Kamarou, Kazhaneuski, Nedaliuka, Niazhura, Nikulenkau (1), Onufryienko (3), Pukhouski (5), Rutenka (3), Shylovich (6/2), Tsitou, Zianko.
Torfolge: 2:1, 3:4, 6:8, 8:9, 9:11, 13:11, 14:12, 14:14 – 17:16, 19:20, 21:23, 22:24, 26:26, 26:29, 27:30, 29:30.
Siebenmeter: 3/3:6/7 (Lichtlein hält gegen Atman).
Zeitstrafen: 2:4.
Schiedsrichter: Kropp/Siebert (Osnabrück).
Zuschauer: 600.