HSG goes Triathlon: Ein Bünder absolviert den renommierten Triathlon in Roth

Nach mehr als 14 Stunden kommt Joshua Zander ins Ziel

Bünde/Roth. Wer morgens um vier Uhr aufsteht, um anschließend in einen kalten Kanal zu springen sowie über 14 Stunden am Stück Sport zu machen und dafür auch noch neun Monate trainiert, den kann man durchaus für verrückt halten. Joshua Zander hat aber genau das gemacht. Der ehemalige Handballer der HSG Spradow hat neun Monate trainiert, um am weltgrößten Langdistanz-Triathlon im fränkischen Roth teilzunehmen. Unterstützt von Freunden und Familie erreicht er nach dem Sonnenuntergang unter Magenkrämpfen das Ziel noch rechtzeitig im Zeitfenster und darf sich nun Finisher (die Bezeichnung für erfolgreiche Absolventen) nennen.

Ein lauter Kanonenschlag, dann ging es los. Um 8:05 Uhr stürzte sich Zander in den Main-Donau-Kanal und kraulte los. Erst gen Süden, dann wieder nach Norden und zurück. Nach 3,8 Kilometern oder 1:32 Stunden stieg er wieder aus dem Wasser. „Da hatte ich erst mal Gleichgewichtsprobleme, nachdem ich solange waagerecht unterwegs war.“ Das sei zwar normal – belegt aber auch die Größe der Herausforderung, der er sich stellte. Doch nur sechs Minuten später radelte er bereits frisch umgezogen weiter gegen die Zeit.

Aber der Reihe nach: Vor einem Jahr meldete sich Zander für den Triathlon an, der in der Regel innerhalb weniger Minuten ausgebucht ist. Neben ihm starteten rund 3.400 weitere Athleten in der Einzelkonkurrenz. Wie kam es dazu? „Ich habe bereits drei Mal beim Hermannslauf teilgenommen und dann unter anderem über das Fernsehen und die Biografie von Jan Frodeno (Iron-Man-Sieger und Halter der Weltbestzeit in Roth; Anm. d, Red.) meine Faszination für diesen Sport entdeckt.“

»Zwischen Kilometer 120 und 140 hatte ich ein richtiges Tief«

Außerdem: „Ich wollte herausfinden, was mit hartem Training, Willen und Disziplin möglich ist. Überhaupt das Ziel zu erreichen, war für mich damals undenkbar“, erinnert sich Zander, der aktuell in Mülheim an der Ruhr studiert. Dort trainierte er bei Triathlon Mülheim, um sich vorzubereiten. Nervös war er aber trotzdem. „Wir waren schon drei Tage vorher angereist. Camp aufbauen, Radstrecke besichtigen, Formalitäten abklären – das war alles noch entspannt. Aber in der Nacht auf Sonntag konnte ich kaum schlafen und morgens bekam ich auch fast keinen Bissen runter. Ich wollte nur noch, dass es los geht“, beschreibt der Student seine Gefühlswelt.

Auf dem Rad dachte er schon lange nicht mehr daran. Zwei Runden zu je 85,5 Kilometern sauste er durch das Frankenland. „Die erste Runde war richtig gut. Man ist direkt neben den Zuschauern hergefahren – wie bei der Tour de France. Dann hatte ich ab aber zwischen Kilometer 120 und 140 ein richtiges Tief. Zum Glück standen dann meine Freunde und Familie irgendwann am Rand – das war eine echte Hilfe für mich“, so Zander.

Viel einfacher wurde es trotzdem nicht für ihn. Bauchkrämpfe machten dem Amateur-Athleten auf der finalen 42-Kilometer-Laufetappe zu schaffen. „Meine Verpflegung konnte ich kaum noch essen. Ich habe fast nur noch Wasser getrunken.“ Trotz des intensiven Trainings keine komplette Überraschung für Zander. Die Challenge Roth war erst sein zweiter Triathlon und sein erster über die Langdistanz. Doch zu seinem Glück hatte er bei den ersten zwei Disziplinen gute Zeiten hingelegt. „Ab der Hälfte der Marathon-Strecke wusste ich, dass ich es unter 15 Stunden schaffen würde.“ Anschließend hätte er nicht mehr finishen können. „Von da an musste ich es nur noch nach Hause bringen. Ich habe dann mit einem anderen Läufer die letzten Kilometer Power-Walking gemacht. Das war zwar ein bisschen demotivierend, da sich die Strecke schon an einigen Stellen leerte – aber das änderte sich auf den letzten Metern wieder.“

»Jetzt überwiegt nur noch der Stolz«

Abends gegen halb elf erreichte er den Zielbereich. „Die letzten 200 Meter stehen die Zuschauer und Sieger Spalier, dann läuft man die allerletzten Meter eine Ehrenrunde durch ein extra aufgebautes Stadion. Alle halten Leuchtstäbe hoch, die Musik dröhnt laut aus den Boxen und es ist einfach eine Riesenparty mit insgesamt rund einer Viertelmillionen Zuschauern.“ Die absolute Erleichterung und Belohnung für ihn. „Ich bin dann im Stadion noch mal extra langsam gegangen, um das zu genießen. Anschließend gab es noch ein Feuerwerk und wir standen Spalier für den letzten Finisher.“ Exakt ab 22:33:47 Uhr durfte er sich selbst Finisher nennen.

Während Zanders Unterstützer dann mit dem Fahrrad zurück zum Camp fuhren, wählte der Athlet lieber den Bus. „Nach dem Feuerwerk habe ich mir noch mein alkoholfreies Weizenbier abgeholt und dann in den Shuttle gesetzt. Das war einer der schönsten und härtesten Tage meines Lebens. Jetzt überwiegt nur noch der Stolz.“

In voller Montur: Joshua Zander in seinem Laufanzug und mit seinem Fahrrad. Stolz präsentiert er seine Finisher-Medaille, die er in Roth bekommen hat. | © Maurice Arndt

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