Hilfe für die Nachbarschaft

Initiativen in Bünde, Enger und Spenge wollen isolierte Menschen unterstützen

Wer nicht weiß, wie er sich in Zeiten der Corona-Krise mit dem Grundbedarf für das tägliche Leben versorgen soll, kann in Bünde, Enger und Spenge auf die ersten Initiativen zur Nachbarschaftshilfe zurückgreifen. Foto: dpa

Bünde/Enger/Spenge (HK). Die Corona-Krise hat den Alltag fest im Griff, viele bleiben vorsorglich Zuhause. Um diese Menschen bei der Besorgung von lebensnotwendigen Dingen zu unterstützen, hat die HSG Spradow ein Projekt gestartet. Auch in Enger und Spenge gibt es solche Initiativen.

Menschen, die freiwillig zuhause bleiben, können das Angebot des Bünder Sportvereins nutzen: Paul Lennart Hellmann, Bundesfreiwilligendienstler bei der HSG, ist telefonisch montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr zu erreichen. Die Versorgungsstation ist das Vereinsheim der HSG Spradow. Nach einem Anruf fährt Paul zu den Hilfsbedürftigen. „Dort soll vor der Tür ein Umschlag mit Geld und eine Einkaufsliste bereit stehen“, sagt Julian Brandt vom Sportvorstand. „Paul besorgt die Dinge auf der Liste und legt diese vor die Tür mit einem Rückumschlag mit Quittung und Rückgeld.“ Der Bringdienst ist kostenlos und zeitnah. Somit müssen die hilfesuchenden Menschen ihr Haus nicht verlassen und sind risikofrei versorgt.

„Lebensmittel, Medikamente, Hygieneartikel und alle weiteren lebensnotwendigen Dinge können telefonisch bei der HSG bestellt werden“, sagt Vereinschef Horst Droese. „Ziel ist es, für Haushalte ohne soziale Kontakte – beispielsweise Senioren, deren Verwandte ihren Wohnsitz in einer anderen Region haben – die Versorgung zu gewährleisten.“ Der Verein bittet allerdings darum, von dem Angebot nur Gebrauch zu machen, wenn keine Hilfe durch Familie und Freunde möglich ist. „Die HSG Spradow möchte damit auch soziale Aufgaben wahrnehmen und unterstützt die vor beugenden Maßnahmen zur Ausbreitung des Virus“, sagt Droese. Die Kontaktaufnahme erfolgt unter Telefon 05223/44319. Für den Fall, dass die Leitung besetzt ist oder gerade niemand abnimmt, ist eine Bandansage eingerichtet.

Ein Anruf genügt: Paul Lennart Hellmann von der HSG Spradow kümmert sich um Einkäufe und bringt sie bis zur Haustür. Foto: Sina-Luisa Brandt

Noch klingelt das Telefon bei der Familie Plöger in Enger nicht. „Im Idealfall haben wir das alles ganz umsonst gestartet“, sagt Lutz Plöger. „Das würde mich wirklich freuen.“ Doch der 47-jährige Engeraner rechnet damit, dass seine Initiative schon bald gebraucht wird. Er ist Initiator eines Nachbarschafts-Notdienstes für Enger und Spenge.

Erst war es nur eine kleine Idee, die Lutz Plöger in der Facebook Gruppe „Enger – Widukind-Stadt“ gepostet hat. Er ist dort als Moderator aktiv. „Wenn es hier Risikopersonen gibt, die sich aufgrund der aktuellen Lage nicht vor die Tür trauen, würde ich mich gerne anbieten, den Einkauf zu erledigen. Ich könnte einkaufen und dieses dann nach Absprache vor die Tür stellen“, schrieb er am Freitag. Die Idee schlug am Wochenende enorme Wellen. Mittlerweile haben sich 40 Freiwillige gemeldet, die mitmachen wollen. Lutz Plöger hat die Organisation übernommen, Adressen und Mobilnummern gesammelt und eine WhatsApp Gruppe gegründet.

„Wir spezialisieren uns auf Grundbedürfnisse“, erläutert Plöger. Behördengänge oder Fahrten zum Arzt könne die Gruppe nicht leisten, auch keine Medikamenten Bringdienste. „Die Apotheken in Enger und Spenge sind gut ausgestattet und haben einen eigenen Bringdienst“, sagt Plöger. Angedacht sind eher Hilfeleistungen wie Hunde-Ausführen oder Einkäufe erledigen.

„Wir unterstützen aber keine Hamsterkäufe. Auf spezielle Markenwünsche können wir keine Rücksichten nehmen, wir wollen die Helfer auch nicht überfordern.“ Hilfsbedürftige sollen sich über Facebook oder telefonisch bei ihm melden unter 05225/873573. „Meine Frau Nicole und meine beiden großen Kinder nehmen die Anrufe dann auch entgegen“, sagt Lutz Plöger. „Die freuen sich schon darauf.“ Ins Haus gehen die Helfer nicht. „Bezahlen kann man bar oder auch über Paypal“, so Lutz Plöger. „Wir wollen alles so unkompliziert wie möglich halten.“ Wichtig sei, dass sich die Helfer nicht anstecken.

Nicole und Lutz Plöger sind bereit, Anrufe von Hilfsbedürftigen aus Enger und Spenge entgegenzunehmen. Foto: Heike Pabst

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