Erfolge auf beiden Seiten des Wiehens

Handball: Andreas „Jochen“ Kruse steht nach längst vergangenen Zeiten als Torjäger dem Sport immer noch sehr nahe. Zwölf Jahre trug er das Trikot der HSG Spradow.

Von Ulrich Finkemeyer

Bünde. Es ist für den jetzt 54-jährigen ehemaligen Handballer Andreas Kruse gar keine Frage: Wenn sein Stammverein TV Germania Nordhemmern in der Handball-Verbandsliga (als LiT Tribe Germania II oder jetzt als LiT 1912 III) gegen seinen langjährigen Verein HSG Spradow antritt, dann ist er, der diesseits und jenseits des Wiehen jahrzehntelang intensiv dem Handball erfolgreich nachgejagt ist und der nur „Jochen“ gerufen wird, mit von der Partie – als Zuschauer.

„Es ist für mich, der zwölf Jahre in Spradow mit der HSG in der Landes- und Bezirksliga gespielt hat, auch heute noch interessant zu sehen, wie sich die Mannschaft entwickelt. Zudem ist mein früherer Mitspieler Malte Mischok dort wieder als Trainer tätig“, sagt ein zufriedener, auf seine überaus
lange Handball-Karriere zurückblickender Andreas „Jochen“ Kruse

Ein später Beginn
Vor Kruses erster Saison (1996/1997) bei der HSG Spradow stand die Frage im Raum, warum der gebürtige Mindener, der nach den Anfängen in der C-Jugend beim MTV Minden in der Handball- Hochburg auf der Achse Minden- Lübbecke bis weit in den Seniorenbereich dem Ball nachgejagt ist, als 30-Jähriger über den Wiehen in den Handballkreis Herford zur HSG Spradow wechselt. Denn Kruse hatte nach seiner Zeit mit dem VFB Holzhausen in der Jugend-Oberliga, im Handballkreis Minden-Lübbecke fast immer höherklassiger gespielt, als sein nun neuer Verein in der Landesliga. In der Verbandsliga spielte Andreas Kruse mehrere Jahre mit Holzhausen, dann in Lahde-Quetzen und in Nettelstedt. Dort spielte der Linkshänder zwar „nur“ in der zweiten Mannschaft, durfte aber auch bei einem Spiel (gegen OSC Rheinhausen) im Bundesliga- Team mitwirken. „Das war wirklich aufregend“, erinnert sich Kruse noch heute. In der Saison 1996/97 warf der Norhemmeraner für Eintracht Oberlübbe in der Verbandsliga die Tore, ehe seine alten Kameraden aus Holzhauser Zeiten,
die nun in Spradow agierenden Detlef Danneberg und Trainer Günter Meier, ihn nach Bünde in den Kreis Herford lockten.

Es geht auf und ab
Die erste Handballsaison mit Spradow verlief nicht sehr gut. „Es gab zu viele Missverständnisse innerhalb des Teams und mit dem Trainer“ erinnert sich Kruse. Es folgte der Abstieg in die Bezirksliga und Neuaufbau mit dem erstligaerfahrenen Wolfgang Prüm als Spielertrainer und Rafael Riechmann, der vom Oberligisten SC Bielefeld in den Nordosten nach Bünde kam. „Es folgten die wohl besten zwei Jahre für mich und für die Mannschaft. Zunächst der Wiederaufstieg, dann ein Jahr später fehlte uns nur ein Punkt zum Aufstieg in die Verbandsliga.“ Bis in das Jahr 2006 war die HSG Spradow mit Andreas Kruse eine feste Größe im gehobenen Mittelfeld der Landesliga. Die Trainer wechselten bisweilen. Nach Prüm kam Peter Schläger, später noch einmal Prüm. „Ich kam mit allen gut zurecht, auch mit Zygfryd („Siggi“) Jedrzej, der bis zur Saison 2006/2007 als ein guter Spielertrainer agierte“. Es folgte dennoch ein herber Rückschlag für den jetzt 40-Jährigen und seiner HSG Spradow. „In den Jahren zuvor haben wir immer um die 30 Punkte geholt. Jetzt gab es nur noch 17 Pluspunkte – das war der Abstieg in die Bezirksliga.“ Es herrschte Trauerstimmung im Vereinsheim „HSG-Treff“ am Herzogweg.

Kruse trifft und trifft …
Und die letzten zwei Jahre in Spradow mit Trainer Pascal Vette? Es hat bei der HSG für Andreas Kruse nach eigenem Dafürhalten „bis zum Schluss immer Spaß gemacht“. Wenngleich diese zwei Spielzeiten unspektakulär verliefen und Spradow für einen Wiederaufstieg nie Frage kam, trotz der vielen Treffer von Linkshänder Andreas Kruse.

Der Ruf des CVJM
Auch wenn Andreas Kruse sich nach zwölf Jahren aus Spradow verabschiedete, befand er sich noch längst nicht im Handballer-Ruhestand. Seit längerem trainierte er die D-Jugend seines Heimvereins Nordhemmern (JSG Nord-/Südhemmern-Mindenerwald), die mit seinem Sohn Nico überlegen Kreismeister wurde. Er selbst hielt sich mit Waldläufen fit – und er hatte einen Plan. Zu diesem Zeitpunkt hatte bereits Michael Rieso, Trainer von Landesliga- Aufsteiger CVJM Rödinghausen, bei Kruse angeklopft. „Ich habe mich quasi überreden lassen“, sagte „Jochen“ im Nachhinein. Kaum in Rödinghausen angekommen hatte er, der immer fit war, zum ersten Mal in seiner langen Handballer-Karriere so richtig Pech. Ein im Training erlittener Bänderriss im Fuß hielt ihn bis weit nach den Herbstferien des Jahres 2009 vom Comeback im Handballkreis Herford erst einmal ab. Bis dahin hatte Aufsteiger Rödinghausen eine kleine Baustelle auf der rechten Außenbahn. Anfang Dezember 2009 war „Jochen“ Kruse wieder am Ball. Und er beseitigte Ende April 2010 mit seinem Treffer zum 30:28 gegen die HSG Porta Westfalica letzte Zweifel am Sieg und dem Klassenerhalt des CVJM.

Die Trainerzeit
Bald darauf verpflichtete Handball-Kreisligist TuS Südhemmern Andreas Kruse als neuen Trainer. Kruse war wieder in den Handballkreis Minden-Lübbecke gewechselt, zum ersten Mal als Trainer im Männer- Seniorenbereich.
Nach zwei Serien im Nachbardorf Südhemmern folgte der Nordhemmeraner noch einmal dem Ruf der HSG Spradow; er wurde Trainer der Reservemannschaft. Nach der zweiten Saison mit der HSG Spradow II war im Frühjahr 2014 für Kruse endgültig Schluss im Handballkreis Herford.
Er wurde Trainer der weiblichen B-, und A-Jugend der JSG NSM, für insgesamt drei Jahre, und als Jugendkoordinator seines Heimatvereins
ist Andreas Kruse noch heute, im Jahr 2020 tätig.

Die Begeisterung bleibt
„Ich wollte immer schon mal kürzer treten“, verriet Andreas Kruse dieser Tage im Gespräch in seinem Eigenheim an der Nordhemmer Straße in Hille. Doch der nach der Zeit als DLRG-Schwimmer in Minden und Fußballspieler
beim TuS Mindenerheide, entwickelte sich „Jochen“ mit dem Eintritt als C-Jugendlicher beim VfB Holzhausen zum – wie er selbst sagt – „Handballverrückten, der immer gewinnen will“ – und der noch lange mit dem Handballsport verbunden bleiben möchte. Sei es als Jugendförderer und als Tribünengast bei den Spielen von Sohn Nico in der dritten Liga mit jetzt LiT II 1912, und natürlich auch nebenan beim TuS N-Lübbecke in der Bundesliga.

Zufriedener Blick auf die sportliche Vergangenheit: Andreas Kruse hat in seiner langen Laufbahn zahlreiche Erinnerungsstücke zusammengetragen. Foto: Uli Finkemeier

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