SG Bünde-Dünne feiert knappen Derbysieg

Handball-Verbandsliga: Das Nachbarschaftsduell droht ein Langweiler zu werden, dann aber
kommt die HSG Spradow stark zurück. Beide Fanlager sorgen für eine überragende Stimmung

Andreas Gerth. Bünde. 17 Zeitstrafen, zwei verletzte Spieler und ein Derbysieger, der mit seinen Anhängern die Markthalle in ein Tollhaus verwandelt: Das Derby in der Handball-Verbandsliga zwischen der SG Bünde- Dünne und HSG Spradow, das nach 30 Minuten bei einem Sieben-Tore-Vorsprung der Gastgeber schon entschieden schien und von den Gästen mit einer furiosen Aufholjagd noch einmal scharfgemacht wurde, hielt in der Schlussphase gefühlt niemanden der geschätzt 600 Zuschauenden auf ihren Sitzen. Glücklicher Triumphator war schließlich die SG Bünde-Dünne, die sich mit Pizza in der Kabine und einer dringend nötigen Flüssigkeitskompensation auf dem Blasheimer Markt belohnte.

Zeitstrafe, Rot und zwei verletzte Spieler

Um es gleich vorwegzunehmen: Das mit Spannung erwartete Derby, das nach Abund Wiederaufstieg der HSG Spradow ein Comeback erlebte, erfüllte fast alle hochgesteckten Erwartungen. Fast, weil bei allem Einsatz und Kampfeswillen das Spielerische Federn lassen musste. 17 vom Schiedsrichterduo Nils Fründ/Christian Vinke ausgesprochene Zeitstrafen, Rot gegen den Spradower Maurice Schirge nach der dritten und zwei verletzte Spieler lassen erahnen, wie hart, aber nicht unfair, wie beide Trainer später ausdrücklich betonten, am Samstag um den Derbysieg gerungen wurde.

Die Gäste bezahlten ihren Auftritt mit einer wohl schweren Knieverletzung bei Routinier Moritz Schneider, bei der SGBD hofft man, dass es im rechten Sprunggelenk von Lukas Mailänder „nur“ ein Bänderriss mit vier bis sechs Wochen Ausfallzeit ist. „In der ersten Halbzeit genial, in der zweiten den Faden verloren und am Ende kühlen Kopf bewahrt“, fasste Kapitän Nico Mailänder das Spielgeschehen aus Sicht der Gastgeber perfekt zusammen.

Er und seine Mannen stellten zunächst eine für Spradow fast unüberwindbare Deckung und in Person von Dennis Specht auch die bis dahin bessere Torhüterleistung, was bis zur Halbzeitpause in eine 14:7- Führung mündete. Sollte das Derby im zweiten Durchgang ein Langweiler werden? Natürlich nicht!

So ging es aber auch im Bünder Derby: Lukas Mailänder (l.) und Frederik Iffland scherzen miteinander. Fotos: Andreas Gerth

In der Pause ergreift Kapitän Iffland das Wort

„Wir haben in der zweiten Halbzeit Tor um Tor aufgeholt. Das war überragend. Dafür, dass die Jungs daran geglaubt haben, gebührt ihnen ein riesen Kompliment“, stellte Frederik Iffland heraus. Der HSG-Kapitän habe während der Halbzeitpause das Wort ergriffen – und Spradow ließ Taten folgen. „Mit der Umstellung auf eine offensive 4:2-Deckung haben wir Bünde vor Probleme gestellt. Wir schaffen beim 28:28 und 29:29 zweimal den Ausgleich, wenn wir einmal in Führung gehen, wäre der Bann gebrochen gewesen“, ist Spradows Trainer Michael Boy überzeugt. „Die Mannschaft hat gezeigt, was für eine Moral sie besitzt und das sie funktioniert“.

Spechts Investition zahlt sich aus. Der Jubel gehörte aber der SG Bünde-Dünne. Nicht zuletzt dank der Anfeuerung durch die Fußballer des Bünder SV. „Ihnen habe ich vorher drei Kisten Bier spendiert, die Investition hat sich gelohnt“, hatte Dennis Specht natürlich gut lachen. Der erfahrene Torhüter – Torschütze per Weitwurf zum 16:9 – wusste selbstverständlich, dass seine Mannschaft gerade noch die Kurve bekommen hatte. „Dass wir es noch einmal spannend machen, ist unnötig. Wir treffen zu viele falsche Entscheidungen und lassen Spradow wieder rein ins Spiel.“

Halstenbergs Stimme leidet. „Kompliment an die Mannschaft, dass sie es nach Hause gebracht hat“, betonte Arne Halstenberg und war natürlich erleichtert. Für den neuen Trainer der SGBD war es das erste Bünder Derby, gleich der erste Sieg und der erhoffte positive Start in die Saison, in der nicht wenige sein Team ganz oben erwarten. Leiden mussten seine Nerven („die vielen Unterzahlsituationen und der Ausfall von Lukas haben für einen Bruch im Spiel gesorgt“) und seine Stimme: „Das Derby hat Spaß gemacht, war aber verdammt laut, ich glaube, das hört man“.

HSG Spradow: Finke, Giese, Steinböhmer (2), Schäpe, Illi, Schneider, Hasse, Schirge (1), D. Penner (5), J. Penner (6), Drosdow (2), Hellmann (7), Iffland (4), Pecher (2)

Ausnahmezustand in der Markthalle: Die Anhänger der Gastgeber, darunter die Fußballer des Bünder SV, mussten um den Sieg im Derby bangen, als er feststand, brachen alle Dämme. Foto: Andreas Gerth
Verletzung, Teil eins: HSG-Routinier Moritz Schneider muss behandelt werden, eine schwere Knieverletzung zeichnet sich ab.

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